Kirchen und Politik sollten das Erleben von Gemeinschaft stärker ermöglichen und fördern: Dafür spricht sich der Volkswirtschaftler und Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel aus. Menschen erlebten Glück stets "mit Bezug auf andere Menschen", sagte er im Interview der "Kirchenzeitung für das Bistum Aachen" (Online-Ausgabe Freitag).
Zum Wohlbefinden trügen gelingende Beziehungen, ein Beitrag zur Gesellschaft und persönliches Wachstum am meisten bei. Am 20. März ist Weltglückstag.
Ein glücklicheres Leben zu führen, lasse sich durchaus lernen. "Negative Gefühle haben eine stärkere Durchschlagskraft als positive. Das ist evolutionsbedingt und war sicherlich für unsere Vorfahren wichtig", sagte Ruckriegel. Heute seien solche Gefühle oft kontraproduktiv - etwa, wenn man sich darüber ärgere, im Stau zu stehen.
"Sinnvoller ist es, bewusster auf die positiven Dinge zu schauen, die ich erlebt habe". Mittelfristig bildeten sich im Gehirn dann neue Verknüpfungen. Der Positiven Psychologie zufolge sollte das Verhältnis von positiven zu negativen Gefühlen etwa 4:1 betragen, um zufriedener zu werden.
Skandinavische Länder als Vorbild
Ein großes Problem sei die zunehmende Einsamkeit, fügte der Experte
hinzu. Bei Männern sinke die Lebenszufriedenheit oftmals zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr und steige dann wieder an; bei Frauen nehme sie dagegen mit zunehmendem Alter eher ab, denn sie seien nach dem Verlust ihres Lebenspartners oft allein.
Auf gesellschaftlicher Ebene seien ein funktionierendes Gesundheitswesen, Bildung, Einkommen und Beschäftigung entscheidend für die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung. In entsprechenden Studien seien die skandinavischen Länder regelmäßig Spitzenreiter, erklärte Ruckriegel: "Sie zeigen, worauf es ankommt: wenige Ungleichheiten in der Gesellschaft, ein hohes Maß an wahrgenommener Freiheit oder Wirkmächtigkeit."