Experte sieht jüdisch-muslimische Beziehungen zerbrochen

"Stimmung in Deutschland macht mir Angst"

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steht das jüdisch-muslimische Verhältnis dem Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz zufolge vor einem Scherbenhaufen. Er beobachte einen Rückzug von Minderheiten. Dies sei jedoch keine Lösung.

Interreligiöser Dialog: Kreuz, Halbmond und Davidstern / © Julia Steinbrecht (KNA)
Interreligiöser Dialog: Kreuz, Halbmond und Davidstern / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Es gehe im Moment "so vieles kaputt, dass ich schlichtweg keine Ahnung habe, wie oder gar ob es weitergehen kann", schreibt der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz in einem Gastbeitrag in der "Jüdischen Allgemeinen" (Dienstag, online).

Er beobachte bei Minderheiten einen Rückzug in die eigene Gemeinschaft: "Dort findet man Schutz und Zusammenhalt." Langfristig könne dies allerdings keine Lösung sein.

Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Gefährliche gesellschaftliche Entwicklung

Seit Wochen beschäftigten ihn zahlreiche Fragen, so Yilmaz: "Können wir über unseren eigenen Schmerz und unser eigenes Leid hinaus den Schmerz und das Leid der anderen anerkennen? Kann es eine Basis geben, auf der wir die Identität und Erfahrungen des anderen nicht absprechen? Auf der das Existenzrecht Israels und Palästinas nicht verhandelbar ist?" Und: "Wie sollen wir über diese Fragen miteinander diskutieren und streiten, wenn wir uns nicht mal regelmäßig begegnen?"

Religionen können Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärken / © Vitalii Vodolazskyi (shutterstock)
Religionen können Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärken / © Vitalii Vodolazskyi ( shutterstock )

Yilmaz betont: "Die antisemitische und rassistische Stimmung in Deutschland macht mir große Angst. Ich kann diese gefährliche gesellschaftliche Entwicklung nicht getrennt voneinander betrachten." Die Gesellschaft erlebe gerade eine Zäsur.

AfD als langfristiger Gewinner? 

"Wenn demokratische Parteien dieser Stimmung nichts entgegensetzen oder sie durch rechtspopulistische Sprüche sogar befeuern, dann befürchte ich, dass die AfD als langfristiger Gewinner dieser Zäsur bei der nächsten Bundestagswahl sogar die stärkste Partei werden könnte." Spätestens dann müsse man füreinander einstehen und gemeinsam kämpfen.

Yilmaz ist selbstständiger Pädagoge in Duisburg. Er initiierte unter anderem das Projekt "Junge Muslime in Auschwitz". 2021 kam sein Buch "Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass" heraus. Für sein Engagement gegen Antisemitismus bekam Yilmaz das Bundesverdienstkreuz.

Integrationsbeauftragte sieht Rechtsextremismus als größte innere Gefahr 

Anlässlich des Gedenkens an die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren hat die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan Anstrengungen der Bundesregierung im Kampf gegen den Rechtsextremismus zugesagt. "Der Rechtsextremismus ist weiterhin die größte innere Gefahr", sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Das gehen wir aber auch als Bundesregierung an." 

Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Uwe Zucchi (dpa)
Demonstration gegen Rechtsextremismus / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
KNA