Demnach sollten bekenntniszugehörige Schüler an jüdischen Feiertagen und am Ruhetag Schabbat auch ohne Antrag freibekommen, Studierende Ersatztermine für Prüfungen erhalten und Beschäftigte unbezahlt der Arbeit fernbleiben dürfen, heißt es an diesem Donnerstag.
Zwar schütze die Religionsfreiheit die jüdische Religionsausübung, allerdings richteten sich die Feiertagsgesetze der Länder überwiegend nach einem christlichen Feiertagsverständnis. "Feiertage sind nicht gleich Feiertage", heißt es in dem Papier, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorab vorlag. "Das Feiertagsverständnis der christlich geprägten Mehrheitsgesellschaft sollte nicht pauschal auf andere religiöse Traditionen übertragen werden."
Schabbat, Schiwa Sitzen und Sonntags geöffnet
Konkret schlagen die Experten vor, das Feiertagsgesetz dahingehend zu präzisieren, dass auch der Schabbat dem jüdischen Feiertagsschutz unterliegt. Der Schabbat ist der Tag der Arbeitsruhe. Er beginnt Freitagabend bei Sonnenuntergang und endet am Samstagabend.
Koschere Lebensmittelläden sollten sonntags öffnen dürfen, weil sie bereits am Schabbat geschlossen sind. Trauerende sollten sieben Tage von Arbeit oder Schule freigestellt werden können. Das entspricht den Tagen, die Angehörige in einem Todesfall traditionell Schiwa Sitzen, also auf niedrigen Stühlen sitzend um einen Verstorbenen trauern.
"Wer immer beteuert, welch Geschenk jüdisches Leben in Deutschland ist, muss hier auch mal etwas für die Rechte von Jüdinnen und Juden tun", sagte die Gesellschafterin des Instituts, Deidre Berger. Die jüdische Religionsausübung auch am Schabbat und an hohen jüdischen Feiertagen sei bislang nur in der Theorie geschützt, erklärte Gesellschafter Volker Beck. Dies solle nun Wirklichkeit werden.
Diskussion über Religionsfreiheit
Für den 30. August kündigte das Institut eine Diskussion über Religionsfreiheit für jüdische Feiertagspraxis in NRW an. An der Veranstaltung in Düsseldorf sollen auch NRWs Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sowie Vertreter der Landtagsfraktionen von CDU, SPD, Grüne und FDP teilnehmen.
Das Berliner Tikvah Institut wurde im Sommer 2020 von Berger und Beck gegründet und setzt sich gegen Antisemitismus ein. Es wird vom Bundesinnenministerium gefördert.