Über Tausend Experten haben vor einer "überstürzten" Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame gewarnt. "Präsident, übergehen Sie nicht die Experten für Kulturerbe", lautet die Überschrift des am Montag in der französischen Zeitung "Le Figaro" veröffentlichten Aufrufs in Paris. Unterzeichnet ist er von 1.170 Konservatoren, Architekten, Professoren und Kulturerbe-Experten. Sie fordern von Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron Vorsicht und Verantwortungsbewusstsein bei der Restaurierung von Notre-Dame.
Nachdem ein Brand Mitte April die Kathedrale zerstört hatte, kündigte Macron an, Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren "noch schöner" wiederaufzubauen. Mit einem bereits im Ministerrat verabschiedeten Entwurf eines Notstandsgesetzes könnten die Schutzbestimmungen für die Restaurierung eines Kulturerbes ausgesetzt werden. Diese Entscheidung des Präsidenten löste "tiefe Besorgnis" bei Fachleuten weltweit aus. Auch der Beauftragte zum Schutz von bedrohtem Kulturerbe in Frankreich und Moderator, Stephane Bern, äußerte sich kritisch zur Ausnahme.
"Nehmen wir uns die Zeit, um den richtigen Weg zu finden", heißt es in der Veröffentlichung der Experten. Beim Wiederaufbau eines Denkmals müssten Entscheidungen mit einer "gewissenhaften, akribischen" Herangehensweise getroffen werden. Danach könne eine "ehrgeizige Frist" für eine "vorbildliche Restaurierung" gesetzt werden.
Das Kulturministerium versicherte, dass es nicht darum gehe, von den Grundprinzipien des Denkmalschutzes abzuweichen. Die Regeln für Ausnahmen seien "sehr eng" gefasst.