DOMRADIO.DE: Sie sind nicht nur Power-Pilgerin, Sie arbeiten auch beim Magazin "Der Pilger". Da werden auch Pilgersegen veröffentlicht. Was sind denn das für Segen? Wie sehen die aus?
Beate Steger (Pilgerexpertin und Mitarbeiterin beim Magazin "Der Pilger"): Die sollen immer selbst erfunden beziehungsweise geschrieben sein, also nicht irgendein abgeschriebenes Gebet oder so etwas. Die Texte sind immer sehr davon geprägt, welche Menschen sie uns zur Verfügung stellen. Ich habe zum Beispiel einen Text von Jürgen Rist, der seit 20 Jahren Gemeindediakon in der evangelischen Landeskirche Baden Württemberg und mit Pilgergruppen unterwegs ist. Er hat etwas darüber geschrieben, was der Segen in uns bewirken kann, wenn man aufbricht.
Oder ein Segen von Melanie Schmitt, die selber einen Pilgerweg zu Psalm 96 initiiert hat. Für sie ist die Natur ganz wichtig als Verbindung zwischen Mensch und Gott. Sie hat einen Pilgersegen verfasst, der sehr naturlastig ist – wo sie die Wolken bespricht, die Bäume, die Berge, die Seen. Es hängt also davon ab, wer den Pilgersegen schreibt.
DOMRADIO.DE: Das eine ist der Segen in Papierform, das andere der persönliche Segen. Was gibt es da alles?
Steger: Da gibt es sogenannte Aussendungsfeiern, zum Beispiel bei den armen Schulschwestern in München (Angerkloster, Anm. d. Red.). Die leben am Start des Münchner Jakobsweges. Da gibt es eine richtige Aussendungsfeier, wo man als Pilgerin, als Pilger am Gottesdienst teilnehmen kann und den Segen sozusagen auf den Weg geschickt bekommt.
In Frankreich ist das auch ganz groß. Es gibt in Frankreich die vier historischen großen Pilgerrouten. Wenn es um den Jakobsweg geht, die Via Lemovicensis, die bei Vézelay startet oder die Via Podiensis in Le Puy-en-Velay, so gibt es da auch immer wieder Aussendungsfeiern oder Gottesdienste, in denen man den Pilgersegen bekommen kann.
Man kann aber auch den eigenen Pfarrer fragen oder vor Ort irgendetwas initiieren oder nachfragen. Ich habe da noch niemanden erlebt, der gesagt hätte, ich mache das nicht. Gerade die Pfarrer sind dafür sehr offen.
DOMRADIO.DE: Da geht man einfach hin und muss vorher nicht irgendwas machen?
Steger: Zu manchen Aussendungsfeiern kann man sich anmelden oder sie finden nur zu bestimmten Zeiten statt. Die armen Schulschwestern in München etwa bieten es nur an verschiedenen Tagen an.
Manchmal kommt der Segen auch unerwartet. Mein Pfarrer in Wiesloch, Pfarrer Enz, ist, als ich 2001 auf die Fahrrad-Weltreise gestartet bin, ganz spontan vorbeigekommen; er hat mir ein gehäkeltes Kreuz überreicht, weil er wusste, dass ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und nicht viel Gepäck mitnehmen kann.
Er hat mir dieses irdische Segenslied "Möge die Straße" in gedruckter Form mitgegeben. Das war ein ganz persönlicher Pilgersegen, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte.
DOMRADIO.DE: Haben Sie denn mal eine Pilger-Aussendungsfeier mitgemacht?
Steger: Nicht wirklich, nein. Ich war nur dabei, bin aber selber nicht gesegnet worden. Es gab im Februar die große Pilgermesse in der Kirche St. Jacobi bei Pastor Bernd Lohse in Hamburg. Da wird auch immer ein Gottesdienst gefeiert, bevor die Pilgermesse offiziell beginnt. Da habe ich dann tatsächlich das erste Mal auch richtig gesehen, wie der Pilgersegen verabreicht wird.
Aber es haben so viele Pilgerinnen und Pilger die Messe besucht, dass ich mich nicht in die Reihe gestellt habe, weil ich ja nicht gerade lospilgern wollte. Ich habe alle meine Pilgerreisen bisher immer ohne Segen gemacht, das hat auch funktioniert. Gott sei Dank, muss ich sagen (lacht). Aber wenn ich mal einen Segen bekomme, bevor ich starte, wäre das natürlich wunderbar.
DOMRADIO.DE: Gibt es diesen Segen hauptsächlich, wenn man losgeht oder auch, wenn man ankommt?
Steger: Das ist so eine Sache. Wo kommt man an? Man kann in Santiago ankommen, aber man kann seine Pilgerreise auch sonst wo beenden oder in Etappen weitergehen.
Ich habe in Santiago natürlich die Pilgermesse besucht. Da gibt es auch einen Segen. Den würde ich aber nicht als Pilgersegen bezeichnen. Da ist es eher wichtig, in der Kirche zu sein und dankbar dafür zu sein, dass man den Weg geschafft hat, dass man hoffentlich auch heil und gesund angekommen ist. Und in Santiago gibt es auch noch die Compostela, die Pilgerurkunde.
Wenn man irgendwo in Deutschland endet, gibt es manchmal auch eine Art Siegel. Im Pilgerbüro neben dem Dom in Trier zum Beispiel gibt es auch so eine Art Urkunde, wenn man etwa den Mosel-Camino gemacht hat.
DOMRADIO.DE: Wohin schreibt man am besten, wenn man sich berufen fühlt, anderen Pilgerinnen und Pilgern einen Segen zu spenden und das im Magazin "Der Pilger" veröffentlicht sehen möchte?
Steger: Da kann man gerne an mich über das Kontaktformular meiner Internetseite schreiben. Es können sich auch Leute melden, die beruflich nichts mit dem Pilgern zu tun haben, sondern die einfach nur gepilgert sind und vielleicht einen schönen Text hatten, der sie begleitet hat.
Man kann auch direkt an die Redaktion beim Magazin "Der Pilger" schreiben. Das ist alles im Internet zu finden. Wir erscheinen vier Mal im Jahr, also brauchen wir vier Pilgersegen pro Jahr.
Das Interview führte Heike Sicconi.