DOMRADIO.DE: Werden Sie oft gefragt, wie man mit einem Hund pilgern kann?
Beate Steger (Pilgerexpertin): Ja, ganz oft. Pilgern mit Hund ist immer wieder eine Frage. Es gibt Leute, die eine enge Beziehung zu ihrem Hund pflegen und ihn auf so eine wichtige Reise wie einer Pilgerreise unbedingt mitnehmen wollen. Ich werde das oft gefragt, gerade auch für die Jakobswege in Spanien, insbesondere wegen der Unterkünfte.
DOMRADIO.DE: Gibt es denn Hunde-Pilgerweg?
Steger: Das wäre noch eine Marktlücke. Es gibt besondere Pilgerwege für Radfahrende. Es gibt barrierefreie Pilgerwege, auf denen man mit Rollator, Kinderwagen, Rollstuhl und was weiß ich noch unterwegs sein kann. Aber von einem Hunde-Pilgerweg habe ich noch nicht gehört.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn da mit der Unterkunft aus?
Steger: Die Unterkunft ist einer der Hauptpunkte. Gerade wenn man auf den klassischen oder meist begangenen Wegen gehen möchte, wie den Jakobswegen in Spanien, ist der Hund eine bedenkenswerte Sache. Würde so eine Pilgerherberge Hunde erlauben, würden das natürlich viele machen. Dann wäre es in der Unterkunft fast wie im Tierheim oder beim Tierarzt. Da geht dann richtig die Post ab.
Aus dem Grund ist es in der Regel nicht erlaubt, seinen Hund mitzubringen. Ich weiß von Pilgern, die mit Hund unterwegs waren. Die haben dann nachts im Zelt geschlafen und mussten das extra tragen. Abends wurde das Zelt mal nah, mal fern der Herberge aufgebaut, damit sie mit dem Hund übernachten konnten.
DOMRADIO.DE: Das A und O mit dem Hund ist, ob er gelernt hat, sich anständig zu benehmen. Das ist wahrscheinlich auch auf der Pilgerreise unabdingbar, oder?
Steger: Ja, das ist auch der Punkt, warum Freunde von mir auf ihren Hund beim Pilgern verzichten. Die eigenen Hunde sind zwar schon so weit gut erzogen, aber man trifft ja auch unterwegs auf andere Hunde. Der Hund einer Freundin von mir will sie zum Beispiel immer beschützen, wenn ein anderer Rüde daherkommt. Das ist dann das Problem.
Der eigene Hund will keinen Krach anzetteln, aber wenn man auf einem Pilgerweg unterwegs ist, begegnet man ständig Menschen, die mit Hund unterwegs sind. Dann können die Hunde in Streit miteinander geraten. Gerade in Spanien kommt man auf den Pilgerwegen an vielen einsamen Höfen vorbei oder muss durch kleine Dörfer durch. Oft sind die vielen Hunde, die dort leben, nicht angeleint.
Das wurde auch mir schon zum Problem, obwohl ich ohne eigenen Hund unterwegs war. Ich hatte bereits ein paar unschöne Begegnungen mit Hunden, die mir hinterhergelaufen sind und nicht gerade freundlich geguckt haben.
DOMRADIO.DE: Menschen trainieren für das Pilgern. Müsste man das mit dem Hund auch machen?
Steger: Ja, wenn man mit dem Hund regelmäßig ausgedehnt Gassi gehen kann, dann könnte der Hund durchaus auch so eine Pilgerreise schaffen. Ich habe dazu auch schon lustige Anfragen bekommen. In einer Mail hat mich ein Besitzer gefragt, ob sein dreibeiniger Hund auf einem Teil des Jakobsweges in Württemberg laufen kann, also im Schwarzwald mit einigen Höhenmetern. So was kann ich nicht wissen. Ich kenne den dreibeinigen Hund ja gar nicht.
DOMRADIO.DE: Noch ein Blick auf das Thema Proviant, das müsste man dann für sich und den Hund mitnehmen.
Steger: Genau. Wenn man dann auch noch in einer heißen Jahreszeit unterwegs ist, braucht es auch einiges an Wasser. Eine Freundin von mir hat einen wunderbaren, sehr fitten Australian Shepherd, der locker 30 Kilometer am Tag gehen kann. Mit ihm ist sie von Spanien durch Frankreich gelaufen.
Das Problem war das Wasser. Sie war ziemlich in der Wildnis unterwegs. Das ganze Wasser musste also mitgeführt werden. Dafür hat sie probiert, dem Hund einen kleinen Rucksack anzuziehen. Das wollte der Hund aber nicht. Sie musste dann das Wasser und das Futter für den Hund tragen. Das ist schon einiges und hat sie ordentlich fluchen müssen.
DOMRADIO.DE: Wie viel Sinn ergibt es denn, den Hund mit auf eine Pilgerreise zunehmen?
Steger: In meinen Augen wenig, muss ich ehrlich sagen. Ich weiß von Pilgerinnen oder Pilgern, die erfolgreich mit dem Hund gepilgert sind. Das sind meistens fitte Leute, die viel tragen können und auch ein Zelt dabeihaben können, sodass sie nicht auf feste Unterkünfte angewiesen sind.
Außerdem waren die Hunde fit, gut erzogen und noch relativ jung. Ich weiß, dass es durchaus möglich ist. Ich persönlich würde es nicht machen. Genauso wie man auch mit dem Fahrrad pilgern kann oder mit eingeschränkter Mobilität, ist das aber alles möglich, wenn man es unbedingt möchte.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.