Expertin rät Kirche zu mehr Sichtbarkeit in digitaler Welt

"Geistliche Begleitung in den Medien"

In der Gesellschaft bestehe der Wunsch nach religiösen Deutungsmustern, meint die Erlanger Publizistik-Professorin Johanna Haberer. Sie erklärt, warum Kirche in der digitalen Welt präsenter und ein Theologiestudium sich ändern müsse.

Autor/in:
Roland Gertz und Rieke C. Harmsen
Symbolbild Digitale Medien und Kirche / © Tamisclao (shutterstock)
Symbolbild Digitale Medien und Kirche / © Tamisclao ( shutterstock )

Die Kirche muss "im Bereich der digitalen Welt" nach Ansicht der Erlanger Publizistik-Professorin Johanna Haberer aufholen, "damit sie ihre Sichtbarkeit nicht verliert".

Zugleich widersprach die Lehrstuhl-Inhaberin für christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) der These, dass sich die Kirche gesellschaftlich auf dem Rückzug befinde. Dies höre sie schon, seit sie Theologie studiert habe, sagte Haberer: "Demnach sollte die Kirche schon längst tot sein."

Netzgemeinde "da_zwischen"

"Die Netzgemeinde "da_zwischen" begleitet mit ihrer digitalen Glaubensverkündung Menschen in ihrem Alltag. Die digitale Gemeinde möchte einen Erprobungsraum für zeitgemäße Glaubenskommunikation per Messenger-Dienst bieten. Die Netzgemeinde macht eindrucksvoll vor, wie tradierte Konzepte und Rituale in den digitalen Raum übertragen werden können", so lautet der Text zur Nominierung in der Kategorie "Soziales Handeln" des Smart Hero Awards.

Digitales Glaubensleben / © SewCream (shutterstock)

Medienkompetenz gefordert

Gerade die Corona-Zeit habe aber wieder einmal gezeigt, dass die "mediale Wahrnehmung der Kirche" von vielen Menschen "gefragt und gewünscht" sei. "Ich glaube, dass es eine große Sehnsucht nach religiösen Deutungsmustern in unserer Gesellschaft gibt", sagte Haberer. Der Rückzug der Kirche sei möglicherweise "an den Zahlen der Kirchenbesucher und der Mitglieder zu erleben", nicht aber beim Interesse der Menschen "an geistlicher Begleitung in den Medien". So hörten seit Jahrzehnten rund eine Million Menschen der evangelischen Morgenfeier im Bayerischen Rundfunk (BR) zu.

Haberer sagte, das Studium der Theologie wird sich verändern müssen - nicht jeder müsse mehr zwingend Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Die Studierenden müssten vielmehr schon an der Uni lernen, "sich als geistliche Personen im digitalen Raum zu präsentieren und als Repräsentanten der Kirche medial gelenkig werden". In der digitalen Welt müssten "alle Bürgerinnen und Bürger" journalistische und medienethische Kenntnisse haben, sagte die Publizistik-Expertin, die demnächst in den Ruhestand geht: "Darauf bereiten wir die künftigen Theologinnen und Pfarrer zu wenig vor".

Quelle:
epd