Expertin sieht Chance für Frauendiakonat in Ortskirchen

"Es wäre eine Möglichkeit"

Werden künftig Frauen zu Diakoninnen geweiht? Synoden-Untersekretärin Nathalie Becquart möchte sich mit einer Einschätzung zurückhalten. Sie sieht aber die Möglichkeit, die Frage regional unterschiedlich zu lösen.

Schwester Nathalie Becquart (m.), Untersekretärin der Bischofssynode, bekleidet eine Führungsposition im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Schwester Nathalie Becquart (m.), Untersekretärin der Bischofssynode, bekleidet eine Führungsposition im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die Untersekretärin des römischen Synodensekretariats, die französische Ordensschwester Nathalie Becquart, hält es für denkbar, dass die einzelnen Ortskirchen über den Diakonat für Frauen entscheiden könnten. "Ich weiß es nicht, aber es wäre eine Möglichkeit", sagte sie der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag).

Verheiratete Männer können Diakon werden

Becquart verwies darauf, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) den ständigen Diakonat für Männer wieder eingeführt hatte. Den Bischofskonferenzen und Diözesen sei aber freigestellt worden, ob sie diesen umsetzen wollten. "De facto wird dies vor allem in Europa und Nordamerika getan, aber überhaupt nicht in Afrika, Asien und Ozeanien." Diese Ortskirchen hätten andere Modelle entwickelt, die auf ihre lokalen Bedürfnisse Rücksicht nähmen.

Frauenpriestertum außer Frage

Papst Franziskus sei für die Frage des Frauendiakonats offen, nicht aber für die Frage des Frauenpriestertums, erklärte die Ordensschwester. Auf weltweiter Ebene gebe es allerdings keinen Konsens zum Frauendiakonat, auch unter Frauen und Bischöfen. Sie denke, dass der Papst im Moment mit Rücksicht auf die Einheit der Kirche in dieser Frage keine Entscheidung treffen könne oder wolle.

Weltweit bereits verschiedene Amtsformen

Die Ordensschwester betonte, dass aus globaler Perspektive bereits eine Vielfalt an Formen von Ämtern existiere. "Diese Vielfalt könnte die Synode mit einer weiteren Dezentralisierung noch betonen." Ihrer Ansicht nach ist die größte Herausforderung in der Frauenfrage der Zugang zu Führungspositionen in der Kirche. Sie selbst sei in gewisser Weise ein Ergebnis davon.

Becquart (Jahrgang 1969) wurde 2021 von Papst Franziskus zur Untersekretärin des römischen Synodensekretariats ernannt und ist die erste Frau mit Stimmrecht bei der Bischofssynode. Anfang des Jahres wurde sie vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" zu den bedeutendsten Frauen der Welt über 50 gezählt. Becquart gehört der 1963 gegründeten Ordensgemeinschaft "Institut La Xaviere" an.

Netzwerk Diakonat der Frau

Beharrlichkeit führt zum Ziel - das scheint ein Leitmotiv des "Netzwerk Diakonat der Frau" zu sein. Bereits zum dritten Mal seit 1999 hat dieser Zusammenschluss aus bundesweit über 200 Einzelpersonen und 50 Initiativen zur Förderung des sakramentalen Diakonats der Frau einen Diakonatskreis organisiert, eine Fortbildung, mit der Frauen für diakonische Leitungsfunktionen qualifiziert werden sollen. Im Fokus des Netzwerks: Aufgabenbereiche und Weihe.

Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz (KNA)
Pastoralreferentin - eine Frau im weißen liturgischen Gewand / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA