Expertin will Erhalt von Bausubstanz bei Kirchen-Umnutzung

"Behutsam und reversibel"

Eine weltliche Nachnutzung von Sakralgebäuden, die von den Kirchen wegen sinkender Mitgliederzahlen und Finanzkraft nicht gehalten werden können, ist sinnvoll. Diese Ansicht vertritt die Denkmalschutz-Präsidentin Christina Krafczyk.

Autor/in:
Julia Pennigsdorf
Symbolbild Dorfkirche / © Hobby M H (shutterstock)

"Wichtig ist, dass bauliche Veränderungen behutsam und reversibel vorgenommen werden und möglichst viel Originalsubstanz erhalten bleibt", sagte die Architektin am Rande einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum bei Nienburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Krafczyk ist Präsidentin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Hannover. 

Umnutzung sakraler Räume: "Bibliotheken etwa oder eine Tribüne"

Besonders geeignet für die Umnutzung sakraler Räume sind Krafczyk zufolge "großformatige Nutzungen", die sich die Raumgröße der Kirchen sowie ihre künstlerische Gestaltung und Lichtführung zunutze machen: "Bibliotheken etwa oder eine Tribüne für eine Musikveranstaltung wären gut denkbar."

Arbeitsplätze im Coworking Space "Digital Church" im Kirchenschiff einer umgenutzten Kirche in Aachen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Arbeitsplätze im Coworking Space "Digital Church" im Kirchenschiff einer umgenutzten Kirche in Aachen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Nachnutzungen, die kleingliedrige Grundrisse und eine höhere technische Umrüstung erfordern, wie der Umbau einer Kirche zu Wohnungen, Hotels oder Altenheimen, seien zwangsläufig mit stärkeren Eingriffen verbunden. "Aber in der Regel lassen sich auch hier gute Lösungen finden." Eine gelungene Umnutzung zeichne sich dadurch aus, dass die besondere Eigenart des sakralen Gebäudes erkannt und berücksichtigt werde, sagte Krafczyk. "Leitgedanke denkmalpflegerischer Betrachtung ist der Schutz der Bausubstanz."

Kirche hätten "Identitätsstiftende Wirkung für Menschen"

Krafczyk betonte, Kirchen hätten aus architektonischer Sicht eine große Bedeutung für Städte. "Sie prägen mit ihren großen Kirchenräumen und hohen Türmen die Silhouette der Stadt und haben ebenso wie das Geläut eine identitätsstiftende Wirkung für Menschen und den städtischen Raum."

Deutschlandweit gibt es nach Zählungen von Experten insgesamt rund 50.000 christliche Kirchengebäude, von denen allerdings bislang nur ein geringer Prozentsatz aufgegeben oder umgenutzt wurde. Die Tagung in der Evangelischen Akademie Loccum zum Thema "Kirchengebäude neu denken - Perspektiven für Sakralbauten in Niedersachsen" läuft bis Mittwoch. 

Umnutzung und Profanierung von Kirchen

Obwohl in Deutschland sowohl katholische als auch evangelische Kirchen leer stehen, ist die Umwidmung katholischer Kirchen komplizierter. Wenn eine katholische Kirche – oder ein anderer heiliger Ort – Weihe oder Segnung verliert, geschieht durch diese Profanierung das Gegenteil der (Kirch-)Weihe. Angeordnet wird eine solche Entwidmung durch ein Dekret des Diözesanbischofs, das im Allgemeinen in einem letzten Gottesdienst verlesen und damit wirksam wird. Damit wird dann das Gotteshaus dauerhaft profanem Gebrauch überlassen.

Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie (shutterstock)
Die ehemalige Dominikanerkirche in Maastricht ist jetzt ein Buchladen. / © Wut_Moppie ( shutterstock )
Quelle:
epd