Die Tat ereignete sich bereits am 10. August, wie "Kirche in Not" am Freitag in München mitteilte. Lokalen Quellen zufolge steckten bewaffnete Fulani in der Ortschaft Heipang etwa 40 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Jos Gebäude in Brand. Darin hatten vertriebene Christen aus benachbarten Regionen Zuflucht gesucht.
Nach Auskunft des nigerianischen Journalisten Masara Kim zielten die Extremisten auf Menschen, die sich vor den Flammen in Sicherheit bringen wollten. Unter den Opfern seien auch mehrere Säuglinge gewesen. Kim habe das Dorf wenige Tage nach der Tat besucht. Er berichtete, dass es viele Zeugen gebe, die gesehen hätten, wie ihre Familienmitglieder ermordet worden seien. Dennoch sei es unwahrscheinlich, dass die Behörden die Täter identifizierten und zur Rechenschaft zögen. Laut Kim fand der bisher brutalste Übergriff in diesem Jahr am 15. und 16. Mai statt. Damals hätten militante Fulani im Bezirk Mangu südöstlich von Jos mehr als 200 Christen umgebracht.
Systematische Tötungen
Den Worten von Polycarp Lubi, Vorsitzender der "Christian Association", zufolge kommt es in jüngster Zeit immer häufiger zu systematischen Tötungen. Diese hätten eine lange Geschichte in dem Bundesstaat. Die Verantwortlichen in Politik und bei den Sicherheitskräften seien selten bereit zu sagen, was vor sich gehe, kritisierte der Priester. Es gebe kaum Verhaftungen von mutmaßlichen Tätern. Auch würden die Behörden nichts unternehmen, um Christen in der Region zu helfen, die durch Terroranschläge vertrieben worden seien.
Die Zentralregion Nigerias, der sogenannte Middle Belt, wird den Angaben zufolge seit vielen Jahren von Konflikten zwischen mehrheitlich muslimischen Fulani-Nomaden und christlichen Bauern erschüttert. Ursprünglich hätten Land- und ethnische Konflikte im Vordergrund gestanden. Projektpartner von "Kirche in Not" verwiesen darauf, dass die Gewalt auch immer mehr eine religiöse Dimension habe. Es gebe Hinweise, wonach Fulani-Gruppen in Kontakt mit der dschihadistischen Terrormiliz "Boko Haram" stünden.