Familienverbände warnen vor "einseitiger" Kinderbetreuung

"Nicht auf Kosten der Familien"

Katholische Familienverbände in Europa kritisieren neueste Pläne der EU-Kommission, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie erreichen wollen. Stattdessen brauche es mehr Anerkennung unbezahlter Familienarbeit.

Ein Kind und seine Mutter gehen zum Eingang einer Kita / © Annette Riedl (dpa)
Ein Kind und seine Mutter gehen zum Eingang einer Kita / © Annette Riedl ( dpa )

Die Föderation der katholischen Familienverbände in Europa (FAFCE) warnt vor einseitigen Lösungen für die Kinderbetreuung in Europa. Jüngst präsentierte Pläne der EU-Kommission, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zum Zweck einer maximalen Beschäftigungsquote anstreben, dürften "nicht auf Kosten der Familien und langfristig der Nachhaltigkeit unserer Arbeitsmärkte gehen", heißt es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung des Vorstands der Föderation. Die in der Familie geleistete unbezahlte Betreuungsarbeit benötige mehr Anerkennung, sei sie doch das "Herzstück der Solidarität zwischen den Generationen".

Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen

Im September hatte die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur Überarbeitung sogenannten "Barcelona-Ziele" der EU von 2002 veröffentlicht. Zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen sollen bis 2030 mindestens 50 (statt 33) Prozent der Kinder unter 3 Jahren und 96 (statt 90) Prozent der Kinder zwischen 3 Jahren und dem gesetzlichen Einschulungsalter an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung teilnehmen.

Föderation der katholischen Familienverbände in Europa (FAFCE)

Die Föderation der katholischen Familienverbände in Europa (FAFCE) wurde 1997 gegründet. Sie ist eine Dachorganisation, die ihren Mitgliedsverbänden als Plattform für den Erfahrungsaustausch mit Blick auf familienunterstützende Maßnahmen und für die Diskussion familienpolitischer Themen dient.

FAFCE hat 19 Mitgliedsorganisationen aus 14 Ländern sowie 8 assoziierte Mitgliedsverbände. Somit sind 21 Länder aus den insgesamt 27 EU-Ländern vertreten.

Familie im Zentrum / © REDPIXEL.PL (shutterstock)

Die katholischen Familienverbände fordern, es müsse in die informelle Betreuung mindestens in gleichem Maße investiert werden wie in formelle Betreuungsdienste. "Die Familien erbringen diese Dienstleistung kostenlos und sollten daher die Möglichkeit haben, sie unter den bestmöglichen Bedingungen und in der bestmöglichen Umgebung zu erbringen", so die kirchliche EU-Dachorganisation.

Gleichbehandlung in Steuersystemen

Die EU-Mitgliedsstaaten rief die FAFCE auf, Steuersysteme zur Verhinderung von Ungleichbehandlung von Eltern und Betreuungspersonen zu fördern sowie den Zugang zu Elterngeld und Elternzeit zu verbessern. Eltern bräuchten volle Freiheit, über die Aufteilung der Erziehungszeit zwischen Vater und Mutter zu entscheiden, sowie auch mehr flexible Arbeitsregelungen wie etwa zu mobiler Arbeit, Teilzeitarbeit und Stillen, sowie Kinderbetreuungsräume. Belohnt werden sollten demnach jene Arbeitgeber, die Teilzeitarbeitsplätze für pflegende Angehörige anbieten.

Die 1997 gegründete FAFCE, deren Generalsekretariat sich in Brüssel befindet, repräsentiert 26 Familienverbände aus 16 EU-Mitgliedstaaten. Die Nichtregierungsorganisation arbeitet laut eigenen Angaben auf Grundlage der katholischen Soziallehre.

Quelle:
KNA