DOMRADIO.DE: Sie bieten drei Wochen Ferienprogramm für Kinder, die nicht in den Urlaub fahren können. Aber sie nehmen trotzdem Kinder auf, die in der zweiten Ferienhälfte mit den Eltern verreisen, oder?
Andreas Hildebrand (Mitorganisator HöVi-Land): Ja, natürlich. HöVi-Land ist für alle Kinder aus Höhenberg und Vingst. Es wird von den beiden Kirchengemeinden im Viertel organisiert. Und es ist so organisiert, dass sich jeder HöVi-Land leisten kann. Aber wir sagen ganz bewusst, dass HöVi-Land ist nicht nur für die armen Kinder, sondern für alle Kinder da ist. Denn Kinder machen eigentlich keinen Unterschied, ob jemand arm oder reich ist. Alle sollen miteinander spielen und Ferien verbringen können.
DOMRADIO.DE: Es gibt einen großen Platz. Wie verteilen sich diese insgesamt 19 Gruppen? Hat jeder ein eigenes Zelt oder wie kann man sich das vorstellen?
Hildebrand: Wir sind hier in einer Grünanlage zwischen den Kölner Stadtteilen Vingst und Ostheim, umgeben von wunderbaren grünen Bäumen. Wir haben eine Zeltstadt dort aufgebaut. Es gibt 19 Zelte für die Gruppen, aber es gibt auch ein Küchenzelt, ein Kaffeezelt, ein Spielezelt, ein Veranstaltungszelt und eine große Bühne. Beim Morgenprogramm werden alle Kinder gemeinsam begrüßt, wir singen gemeinsam Lieder und erklären das Motto.
DOMRADIO.DE: Der Fokus liegt auf skandinavischen Autoren in diesem Jahr. Was bedeutet das?
Hildebrand: Wir haben jedes Jahr ein anderes Motto, damit es nicht langweilig wird. Und dieses Jahr heißt das Motto "HöVi-Land erzählt die Magie Skandinaviens". Wir begeben uns virtuell in den hohen Norden Europas. Da geht es nicht nur um die Landschaften, sondern es geht vor allem um die Kinderbuchautor*innen und die Geschichten, die sie geschrieben haben. Da ist mit Sicherheit Astrid Lindgren mit Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga die berühmteste. Aber es gibt noch viele andere.
DOMRADIO.DE: Die gute Seele von HöVi-Land ist der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer, der diese Ferienfreizeit von Anfang an begleitet. Inwiefern kommt Kirche bei HöVi-Land vor?
Hildebrand: HöVi-Land ist gelebte Kirche, gelebte Ökumene. Um mit dem Lieblingssatz von Franz Meurer zu sprechen "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es". Ganz wichtig bei uns ist natürlich die Gemeinschaft der Menschen, der Kinder, der Jugendlichen untereinander. Schon das ist gelebte Kirche.
Es gibt bei uns auch ein geistliches Morgenlob. Wir haben den HöVi-Dom, wo Kinder sich auch mal in Ruhe zurückziehen können. Für das Tischgebet gibt es einen Gebetswürfel. Das macht den Kindern besonders viel Spaß.
DOMRADIO.DE: Sie haben sicher viel erlebt in diesen 21 Jahren, in denen Sie dabei sind. Wahrscheinlich gibt es auch manchmal richtig schöne Geschichten, oder?
Hildebrand: Unsere schönste Geschichte hat mit Corona zu tun. Wir sind ja alle damals von der Pandemie im Jahr 2020 überrascht worden. Dass wir es trotzdem geschafft haben, unter den Corona-Bedingungen in den Sommerferien für die Kinder etwas auf die Beine zu stellen, macht deutlich, wie der Geist von HöVi-Land ist.
Alle haben sofort die Köpfe zusammengesteckt und überlegt, wie wir für die Kinder trotzdem eine schöne Zeit in den Ferien organisieren können. Wir konnten im ersten Coronajahr jede Woche für 100 Kinder immerhin ein Ferienprogramm organisieren unter den damals gültigen Bedingungen.
Das Interview führte Tobias Fricke.