Festakt Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Benediktinerpater: Antisemitismusbeauftragte allein helfen nicht

Antisemitismus kann nach Ansicht des Jerusalemer Benediktinerpater Nikodemus Schnabel nicht ausschließlich politisch bekämpft werden. Vielmehr müsse die Zivilgesellschaft einbezogen werden. 

Symbolbild Christentum Judentum / © StunningArt (shutterstock)
Symbolbild Christentum Judentum / © StunningArt ( shutterstock )

Durch Antisemitismusbeauftragte könne man lediglich ein politisches Signal setzen, und deutlich machen, dass es Grenzen der Meinungsfreiheit gebe, sagte Schnabel am gestrigen Sonntagabend bei einem Festakt zum 70-jährigen Bestehen der Berliner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ).

In Grußworten beklagten mehrere Redner den wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft. So erklärte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke), dass "vormals rechte Einstellungen inzwischen aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft" kämen.

Christen und Juden zusammenbringen

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erklärte, es ärgere ihn, dass Davidstern und Kreuz aus der Öffentlichkeit verschwunden seien. "Wenn wir als Christen und Juden in der Bundesrepublik weiter eine Zukunft haben wollen, müssen wir die Menschen dazu bringen, sich wieder stärker zu bekennen", sagte Joffe. Kritik übte er an der Aktion von Greenpeace-Aktivisten, die kurz vor dem Leipziger CDU-Bundesparteitag das C von dem Berliner Konrad-Adenauer-Haus abmontiert hatten. "Wenn Umweltschützer das C der CDU klauen, ist das eine Attacke aufs Christentum", sagte Joffe. "Das gehört sich einfach nicht." Dagegen müssten Gläubige lauter und sichtbarer eintreten.

Der katholische Vorsitzende der GCJZ Berlin, Bernd Streich, mahnte eine aktive Gegenwehr gegen den wachsenden Antisemitismus an. "Eine schweigende Mitte der Gesellschaft brauchen wir nicht." Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erklärte, heute brauche man die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mehr denn je, "zur Bildung und Begegnung, zum resoluten Eintreten gegen Antisemitismus und zum Gewinn gelingenden Miteinanders."

Jeanette-Wolff-Medaille für besondere Verdienste

Erstmals verliehen wurde die neu geschaffene Jeanette-Wolff-Medaille für besondere Verdienste im christlich-jüdischen Dialog. Geehrt wurde der frühere Verwaltungschef im damaligen Bezirksamt Zehlendorf, Walter Sylten (89), der sich seit mehr als 60 Jahren für die Rechte der Verfolgten der Nazidiktatur einsetzt. Deutschlandweit gibt es rund 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Jeweils im März veranstalten sie bundesweit die "Woche der Brüderlichkeit.


Quelle:
KNA
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