Festakt zu 60 Jahre Aktion Sühnezeichen

"Weiter mit Schuld und Sühne auseinandersetzen"

Dem Dienst an Frieden und Versöhnung verschrieben: Das Hilfswerk Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) hat am Sonntag mit einem Festakt in Berlin in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein 60-jähriges Bestehen begangen.

 (DR)

Während des Festaktes in der Französischen Friedrichstadtkirche sprach der evangelische Berliner Landesbischof, Markus Dröge, laut Redemanuskript von einem "wichtigen Beitrag für unser Land". In seiner Predigt zollte er den Friedensdienst-Teilnehmern Respekt für ihre Arbeit und erinnerte an die Anfänge der Aktion, als die ersten Friedensdienstler nach Polen, in die Sowjetunion und nach Israel gingen: "Ich habe höchsten Respekt davor, dass sie sich den Menschen von Angesicht zu Angesicht gestellt haben, die durch ihre Vorfahren unvorstellbares Leid erfahren haben."

Zeichen der Reue und der Umkehr setzen

Dröge mahnte: "Dass es Stimmen gibt, die das Gedenken abschütteln wollen, ja, dass sie in den letzten Jahren sogar lauter geworden sind, zeigt, wie notwendig es ist, sich weiter mit Schuld und Sühne auseinander zu setzen, aktiv zu Schuld zu stehen und um Vergebung zu bitten." Der Erfolg der Aktion Sühnezeichen liege "in der tatkräftigen Bitte um Vergebung".

Zugleich betonte der Bischof in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: "Wiedergutmachung in Bezug auf die Verbrechen der Nationalsozialisten und auf die Schoah ist nicht möglich." Doch das Wort "Sühnezeichen" stehe dafür, Schuld anzuerkennen, um Vergebung zu bitten, auch stellvertretend, und ein Zeichen der Reue und der Umkehr zu setzen.

Gottesdienstbeginn anlässlich des Jubiläums 60 Jahre Aktion Sühnezeichen Friedensdienste @asf_ev - #asf60 in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin.

Wer nicht live dabei sein kann, kann den #Gottesdienst hier verfolgen: https://t.co/J9IdPsUUlw pic.twitter.com/K2yIkr4n1L

— Evangelische Kirche (@EKD) 27. Mai 2018

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor einer Bagatellisierung der nationalsozialistischen Verbrechen gewarnt. Historische Aufklärung und politische Verantwortung seien Wesenskern der Demokratie in Deutschland, erklärte Steinmeier.

Die Verantwortung für die eigene Geschichte anzunehmen sei ein langer, mitunter mühevoller Prozess gewesen, der aber zu keinem Zeitpunkt gegen Deutschland oder die Deutschen gerichtet war. Es habe sich dabei weder um aufgezwungene Umerziehung gehandelt, noch um Demütigung, sondern um "eine langsame aber nachhaltige Selbsterkenntnis und letztlich eine Selbstbefreiung", sagte Steinmeier.

Das christlich inspirierte Hilfswerk

Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) ist ein christlich inspiriertes Hilfswerk, das sich durch Freiwilligenarbeit dem Dienst an Frieden und Versöhnung verschrieben hat. Sie wurde am 30. April 1958 auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ins Leben gerufen.

Am Anfang standen die Anerkennung der historischen Schuld für die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Überzeugung, dass der erste Schritt zur Versöhnung von den Tätern und ihren Nachkommen ausgehen müsse. So setzt sich die Aktion für eine Verständigung zwischen den Generationen, Kulturen, Religionen und Völkern ein.


Quelle:
KNA , epd