Diesmal rief ich sofort den zuständigen Techniker an. Der sagte mir, er
habe heute wirklich niemanden, der frei sei, um vorbeizukommen. An
meiner Reaktion merkte er dann aber doch den Ernst der Lage. "Noch so
eine Nacht," sagte ich, "und wir werden wahnsinnig." Die spontane
empathische Reaktion tat gut: "Notfalls komme ich selbst und setze mich
heute Nacht daneben," lautete die Antwort.
Eine Stunde später war ein Mitarbeiter da, den wir noch nicht kannten.
Schnell hatte der das Problem erkannt: Die Anlage, die wegen der Größe
des Hauses zwei Computer als Steuerungen hat, hat einen
Konstruktionsfehler.
Beide Steuerungen waren so aneinander gekoppelt, dass Zentrale 1 an
Zentrale 2 meldet, dass sie ein Alarmsignal empfangen hat, und Zentrale
2 dann sogleich an Zentrale 1 zurückmeldet, dass sie ein Signal
empfangen hat ... und immer so weiter. Beide Zentralen schicken dann ihr
Signal so schnell hin und her, dass sich das Ganze nicht mehr abstellen
lässt. Die Steuerungen wurden also erstmal wieder voneinander getrennt.
Mich hat diese Erfahrung beschäftigt, weil ich mich frage, ob es nicht
im allgegenwärtigen Krisenmodus in Kirche und Gesellschaft ebenfalls
passieren kann, dass ein Alarmsignal sich selbst "hochschaukelt". Ich
habe mich z.B. im Winter gefragt, ob die Energiepreise wirklich so
massiv gestiegen wären, wenn nicht immer wieder "Katastrophenszenarien"
beschworen worden wären. Auch in der Kirchenkrise denke ich manchmal,
dass eine Ent-Dramatisierung uns vielleicht weiterhelfen könnte 😁😇:
"Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch! Seid
nüchtern, seid wachsam!" (1 Petr, 5,7+8)
Dieses ganz andere Rot im Innenhof unseres Klosters macht mir dagegen
viel Freude 😉...