Unter lautem Jubel der Gläubigen wurde während der orthodoxen Zeremonie das "Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu an die Wartenden weitergereicht. Unter Verweis auf beengte Verhältnisse in der Grabeskirche und fehlende Notausgänge hatte die israelische Polizei den Zugang zu der Feier strenger reglementiert als in früheren Jahren.
Nach dem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort der Grablegung und Auferstehung Jesu verehrt wird. In den ersten 33 Minuten nach seinem Entzünden soll das Feuer laut Volksglauben keine Verbrennungen verursachen. Die Feier wurde auch live im Internet übertragen.
Zugänge zur Altstadt abgeriegelt
Die Polizei hatte die Zugänge zur Jerusalemer Altstadt seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt sowie Dutzende Absperrungen innerhalb der Altstadt errichtet. An verschiedenen Absperrungen kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Gläubigen. Die Beamten gingen teils gewaltsam gegen Pilger und einheimische Christen vor, die versuchten, in die Gassen des christlichen Viertels der Altstadt vorzudringen. Nach Polizeiangaben vom Nachmittag gab es am Rande des Heiligen Feuers eine Festnahme; eine Person habe einen Polizisten angegriffen und verletzt.
Der Vorsitzende der arabisch-israelischen Balad-Partei, Sami Abu Schehade, verurteilte die Störungen der Feier durch israelische Sicherheitskräfte. "Wir beharren trotz aller Einschränkungen und abscheulichen Praktiken der Besatzung auf unserem Recht auf die Auferstehungskirche, die Al-Aksa-Moschee und Jerusalem, die ewige Hauptstadt unseres Volkes", so Schehade, der auf dem Weg zum griechisch-orthodoxen Patriarchat mehrfach von israelischen Einsatzkräften aufgehalten wurde, am Samstag.
Vor der Pandemie 10.000 Gläubige in der Kirche
Die von der Polizei in diesem Jahr zugelassene Höchstzahl von 1.800 Personen in der Grabeskirche sowie weiteren 1.000 auf den umliegenden Dächern hatte im Vorfeld für scharfe Kritik der Kirchen gesorgt. Sie warfen den Sicherheitskräften vor, die Feier "in noch nie dagewesener Weise" einzuschränken. In den Jahren vor der Pandemie waren jeweils 10.000 Gläubige in der Kirche zugelassen.
Die 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders gilt als Höhepunkt der alljährlichen Osterfeiern in Jerusalem. Das Feuer wird anschließend in Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.