Willy Bombeek heißt der Mann der neu kreierten Kontaktstelle für die homosexuellen Menschen innerhalb der flämischen katholischen Kirche. Er ist dazu da, künftig etwa auf gleichgeschlechtliche Paare zuzugehen, zuzuhören und zu unterstützen. Und das Zuhören fällt ihm nicht schwer, denn schon davor hatte Bombeek im Rahmen eines Forschungsauftrags Kontakt zu "LGBTQ-Paaren", wie er sie nennt.
Gläubigen homosexuellen Paaren fehlte noch das Spirituelle
"Die Ehe nach katholischem Verständnis" sagt er, "besteht aus Mann und Frau". Das ist wahrlich keine Neuigkeit und daran wird auch von den flämischen Bischöfen nicht gerüttelt.
Aber um zu verstehen, wie sich homosexuelle Paare besser in die Kirche integrieren lassen, hat er die Paare befragt. "Standesamtlich sind wir schon verheiratet, aber uns fehlt das Spirituelle", komme als häufige Antwort. Sie wollten auch vor der Kirche und Gott dafür danken, dass sie sich gefunden hätten. Und dass er ihnen helfen möge auf ihrem gemeinsamen Weg. "Das wollen sie feiern, wie alle anderen auch", erklärt der Leiter der neuen Kontaktstelle.
Kein Dilemma
Nur – muss das ein Dilemma sein, in der Kirche als homosexuelles Paar gemeinsam mit den angehörigen Familien zu feiern? Diese Frage stellten sich die Bischöfe in Flandern vor dem Hintergrund des päpstlichen Schreibens zur Familienpastoral "Amoris Laetitis" (April 2016), indem Franziskus ausdrücklich den Wunsch zum Ausdruck bringt, der Situation homosexueller Personen und ihrer Familie Aufmerksamkeit zu schenken. Die Hirten im flämischen Teils Belgiens haben einen Kompromiss gefunden, den sie "Moment des Gebets" nennen.
Willy Bombeek weiß aus Gesprächen mit Priestern, dass die Vorbereitung auf eine Ehe mit einem LGBTQ-Paar genau so abläuft, wie mit einem Paar, das aus Mann und Frau besteht. "Dann findet man einen gemeinsamen Weg, wie man diesen schönen Moment der Liebe auch in der Kirche feiern und gemeinsam mit den Familien beten kann."
Kompromiss: Gebetsmoment
Für diesen "Gebetsmoment" haben die flämischen Bischöfe jetzt eine Handreichung für die Priester herausgegeben, die aber frei ausgestaltet werden darf. "Das ist für mich ein weltweit historischer Moment", schwärmt Willy Bombeek, "zum ersten Mal reden wir in Sachen Homosexualität positiv über die katholische Kirche". Im selben Moment muss er aber wieder Essig in den Wein gießen, denn ein wichtiger Punkt bleibe: Die Segnung der LGBTQ-Paare ist auch weiterhin kein Bestandteil der Liturgie. Denn es gibt, auch für die flämischen Bischöfe, nun mal weiterhin den Unterschied zur sakramentalen Ehe.
Aber auch mit dieser Einschränkung sieht er in seiner Kirche jetzt eine "offene, einladende Kirche, die niemanden ausschließt".
Als neuer Koordinator der Kontaktstelle für die homosexuellen Menschen innerhalb der flämischen katholischen Kirche wird er zunächst weiter zuhören: den homosexuellen Personen, den Priestern, welche Erfahrungen sie gemacht haben, was sie schon alles mitmachen mussten. "Man darf nicht vergessen, dass viele katholische glaubende Schwule gelitten haben unter dem, was die Kirche über sie gesagt hat."
"Und wir wollen jetzt wissen: Was braucht Ihr?" Willy Bombeek kann ihnen jetzt auf dem Weg zu einem gesunden Verhältnis mit der Kirche helfen. Und die LGBTQ-Paare auf dem gemeinsamen Weg der Liebe begleiten; mit dem Segen seiner Bischöfe, in einem historisch beispiellosen Moment.