DOMRADIO.DE: Sie nehmen als Beobachter am Reformprozess der deutschden katholischen Kirche teil. Wie erleben Sie diesen Synodalen Weg?
Bischof Johan Bonny (Bischof von Antwerpen): Für mich ist es ganz interessant. Ich komme aus Antwerpen, und da haben wir viele Gemeinsamkeiten mit den großen Städten in Deutschland. Neue Bevölkerung, religiöse Gemeinschaften, Säkularisation, alles ganz ähnlich.
Bei der Versammlung sind alle zusammen, das Gottesvolk mit den Bischöfen. Diese Gesamtsituation und wie sie damit irgendwo ihren Weg machen, interessiert uns. Wir sind mit denselben Fragen im synodalen Prozess. In Belgien haben unsere Leute dieselben Fragen, dieselben Hoffnungen nach vorn gebracht. Was ich hier höre, ist so ähnlich, was bei uns geschieht.
DOMRADIO.DE: Viele sagen, die Deutschen machen einen Sonderweg. Wie sehen Sie das?
Bonny: Nein, bis jetzt haben sie ihren eigenen Weg gefolgt. Aber jetzt fragt Papst Franziskus im zweiten Jahr seiner Gesamtsynode danach, alles zusammenzubringen und hier in Europa alles, was in Europa geschrieben und zusammengebracht ist, insgesamt zu besprechen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Bis Oktober 2023 sollen wir zusammen mit den Bischofskonferenzen in unserer Region schauen, was wir damit machen können.
DOMRADIO.DE: Was denken Sie sind nötige Reformen, die die Kirche auf den Weg bringen muss?
Bonny: Dicht bei den Menschen zu bleiben, wie Papst Franziskus es sagt. Die Leute, die wissen nicht mehr, wo die Kirche steht, was sie macht, was sie glauben sollen. Aber bei den Menschen zu bleiben, ist das Wichtigste, was Bischöfe machen können.
Genauso, wie Eltern und Großeltern bei ihrer Familie bleiben. Eltern verstehen nicht alles, was ihre Kinder sagen und noch weniger, was sie alles machen. Aber die Familie zusammenzuhalten, bei ihnen zu bleiben, das ist das Wichtigste, denke ich.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.