Als sich Anfang November die katholischen Bischöfe mehrerer Diözesen zwischen dem texanischen El Paso und dem mexikanischen Ciudad Juarez zu einem Gottesdienst an der Grenzmauer trafen, stand das Ergebnis der US-Wahl noch nicht fest.
Migranten mit Kreuz und Marienbild trugen bei einer Prozession die Fahnen jener Länder, aus denen besonders viele Migranten an die US-Grenze kommen: Venezuela, Kuba, Nicaragua, Haiti, Kolumbien, Ecuador und Mexiko.
"Es gab im Laufe der Jahre viele unglückliche Ereignisse, als Migranten beim Versuch, in die Vereinigten Staaten zu gelangen, in tödliche Situationen geraten sind", sagte Pater Francisco Bueno, der die Sozialeinrichtung "Casa del Migrante" in Ciudad Juarez leitet. Mit der Messe an der Grenze wollte er an die Toten erinnern.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sind seit 2014 fast 10.000 Migranten auf dem amerikanischen Kontinent ums Leben gekommen oder verschwunden. Viele Todesfälle werden demnach zwischen Mexiko und den USA registriert. Es handle sich um einen der tödlichsten Landübergänge weltweit. Überhitzung und Dehydration zählen zu den größten Gefahren beim illegalen Grenzübertritt.
Massenabschiebungen und Strafzölle
Seit dem Gottesdienst ist knapp ein Monat vergangen, der künftige US-Präsident heißt Donald Trump - und in der mexikanischen Grenzregion wächst die Furcht vor den Konsequenzen. Trump kündigte Massenabschiebungen an und drohte Mexiko mit Strafzöllen, sollte es seine Nordgrenze nicht umfassend sichern.
Die kirchlichen Flüchtlingsherbergen in der Region müssen sich deshalb auf Zugänge von beiden Seiten einstellen: Abgeschobene aus den USA und weitere Neuankömmlinge aus Südamerika, die trotz der Restriktionen in die Vereinigten Staaten gelangen wollen.
In Ciudad Juarez versicherte Bischof Jose Guadalupe Torres, dass sich die Kirche bei ihrer Arbeit darauf konzentriere, Migranten humanitäre Hilfe anzubieten. "Ich rufe die Kirche und die gesamte Menschheit auf, immer für die Menschenrechte einzutreten, in diesem Fall für die Migranten", sagte er kürzlich.
Mexiko verfolgt neue Strategie
Die mexikanischen Behörden ergreifen indes neue Maßnahmen, um Flüchtlingstrecks aus dem Süden vor Erreichen ihres Ziels aufzulösen.
Wie lokale Medien berichten, trafen in dieser Woche Busladungen von Migranten in den Provinzen Michoacan und Guerrero ein. Viele Betroffene seien erschöpft und hätten keinerlei Reserven, um ihren beschwerlichen Weg in Richtung USA fortzusetzen. Daher seien sie für Angebote empfänglich, weg aus dem Grenzgebiet in andere Landesteile gebracht zu werden.
Die Regierung von Präsidentin Claudia Sheinbaum versucht offenbar, Trump entgegenzukommen, um eine Eskalation des Grenzstreits mit dem mächtigen Nachbarn zu verhindern. Laut Medienberichten hat Mexiko den Migranten ein humanitäres Visum angeboten, wenn sie sich im Gegenzug freiwillig abtransportieren lassen.
Das Ergebnis: Acht Busse mit Hunderten Personen kamen den Angaben zufolge vor einigen Tagen im Hafen von Acapulco an. Weitere sieben Busse brachten eine andere Gruppe nach Morelia in Michoacan. Der künftige US-Präsident dürfte diese Entwicklung mit großem Interesse verfolgen.