Bemühungen um eine ökumenische Gemeinschaft dürften nicht dazu führen, die Gemeinschaft mit der eigenen Kirche zu gefährden, sagte der Kirchenhistoriker am Samstag bei einem digitalen Treffen der ökumenisch Interessierten und Ökumenebeauftragten in Berlin und Brandenburg. Insofern sei es problematisch, eine Kommuniongemeinschaft mit Christen anderer Konfession zu fordern, "weil man es so will".
"Gemeinsamer Tisch des Herrn"
Zu dem vom Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) im September 2019 vorgelegten Votum "Gemeinsam am Tisch des Herrn" sagte Schubert, er teile dessen Anliegen, könne sich ihm aber trotzdem "nicht anschließen". Die Theologen vertreten in dem Papier die Ansicht, die "wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen" sei "theologisch begründet".
Dagegen wandte sich die Römische Glaubenskongregation und betonte, dass die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis von Katholiken und Protestanten "noch so gewichtig" seien, dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen.
Vatikanische Kritik
Schubert wertete es als "großes Versäumnis" des ÖAK-Papiers, dass es das katholische Kirchenverständnis und den damit verbundenen Wahrheitsanspruch nicht hinreichend berücksichtige. Insofern sei die vatikanische Kritik berechtigt, dass der Argumentation der Theologen letztlich ein evangelisches Verständnis von Kirche zugrunde liege. Man müsse aber "die Selbstwahrnehmung des ökumenischen Partners ernstnehmen".
Er persönlich, so Schubert, bedaure, dass die katholische Kirche eine Einladung an alle Getauften zur Kommunion noch nicht ausgesprochen habe. "Ich kann aber die Gründe dafür verstehen", fügte er hinzu.
"Vom Mahlkult zum Kultmahl"
In seinem Vortrag gab Schubert einen kurzen Abriss von der Entwicklung des christlichen Abendmahls im ersten Jahrtausend "vom Mahlkult zum Kultmahl". Dabei sei der Aspekt der gemeinschaftsstiftenden Mahlfeier immer stärker in den Hintergrund getreten. Erst in den vergangenen Jahrzehnten sei dieser Charakter wieder neu entdeckt worden, etwa durch das "Feierabendmahl" bei evangelischen Kirchentagen.
Grund für gemeinsames Abendmahl
Zugleich gebe es in außereuropäischen Kulturen Zweifel, ob Brot und Wein weltweit die alleinigen "Abendmahlsmaterien" sein müssten. Auch in der katholischen Kirche gebe es Anfragen etwa nach glutenfreien Hostien oder einem Ersatz für den Wein für Priester mit Alkoholproblemen, sagte Schubert.
Am Ende sei es nicht so wichtig, "mit welchen Elementen wir Abendmahl feiern", so der evangelische Theologe. Entscheidend sei vielmehr die Frage nach dem Warum, dass nämlich die Teilnehmer "zur Gemeinschaft des Leibes Christi werden".