Die Regierung nehme "offensichtlich in Kauf, dass in den kommenden Wochen Anbieter von zentralen sozialen Dienstleistungen - von Reha-Einrichtungen bis Werkstätten für Menschen mit Behinderung über Träger von Kindertagesstätten - in die Insolvenz gehen müssten".
Diese hätten keine ausreichenden Rücklagen, weil sie gemeinnützig seien, und hätten im Moment wegen der Corona-Pandemie keine Einnahmen. Auch Kurzarbeit sei für die meisten von ihnen keine Alternative: "Können sie nicht weiter ihre Dienste leisten, so bräche die soziale Infrastruktur in Deutschland zusammen - auch für die Zeit nach Corona."
Menschen "fühlen sich im Stich gelassen"
Viele Menschen, so der Chef des katholischen Wohlfahrtsverbands weiter, seien auf die Hilfe dieser Einrichtungen und Dienste angewiesen: "Sie fühlen sich im Stich gelassen. Die Bundesregierung missachtet somit auch die enormen Anstrengungen unserer Einrichtungen und Dienste, um aktuell vor Ort pragmatische Lösungen zu finden und weiterhin für die Menschen da zu sein."
Auch die evangelische Diakonie und andere Wohlfahrtsverbände kritisieren die Pläne der Bundesregierung, wonach die freie Wohlfahrtspflege entgegen vorheriger Erwartungen nicht von dem milliardenschweren Corona-Rettungsschirm beschützt werden soll.
Fast zwei Millionen Beschäftigte
In der freien Wohlfahrtspflege mit ihren Angeboten vom Altenheim bis zur Einrichtung für Menschen mit Behinderung seien fast zwei Millionen Menschen beschäftigt, "die die tägliche soziale Versorgung bundesweit sicherstellen", betonte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie.
Gerade den kleinen und mittleren Einrichtungen könne innerhalb von Wochen "die Luft ausgehen". Das Geflecht aus Sozial-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen müsse "um jeden Preis erhalten werden".
Auch der Paritätische Gesamtverband warnte, dass ohne entsprechende staatliche Soforthilfe eine Insolvenzwelle sozialer Einrichtungen innerhalb kürzester Zeit drohe. "Dass ausgerechnet in dem Bereich, wo es um Hilfe und Schutz für die Schwächsten in dieser Gesellschaft, wo es um Wohlfahrt und Fürsorge geht, staatliche Hilfe in dieser Krisenzeit durch Teil der Bundesregierung blockiert werden, ist ein Skandal", kritisierte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.