Frankreichs Bischöfe installieren landesweites Strafgericht

Zentrale Zuständigkeit

In Frankreich ist am Montag ein landesweiter kirchlicher Strafgerichtshof eingerichtet worden. Die Französische Bischofskonferenz verlegt die kirchenrechtliche Zuständigkeit auf eine nationale Ebene. Der Start ist am 1. Januar 2023.

Französische Bischöfe / © Bruno Levy (KNA)
Französische Bischöfe / © Bruno Levy ( KNA )

Das Tribunal Penal Canonique National (TPCN) übernimmt die Aufgaben von den einzelnen Diözesangerichten sowie den 15 nationalen Kirchenprovinzen.

Wohl unter dem Druck der diversen Skandale um sexuellen Missbrauch soll das 2021 beschlossene neue Gericht die kirchliche Strafjustiz vereinfachen und vereinheitlichen. Seine Arbeit soll es zum 1. Januar aufnehmen.

Grundsätzlich für kirchenrechtlichen Verstöße zuständig

Der neue Gerichtshof ist grundsätzlich für alle kirchenrechtlichen Verstöße in Frankreich zuständig. Allerdings gibt es Ausnahmen: Mutmaßliche Sexualdelikte gegen Minderjährige sind von der obersten Glaubensbehörde im Vatikan zu verhandeln; ebenso kirchenrechtliche Beschwerden gegen Bischöfe.

Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel (dpa)
Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel ( dpa )

Allerdings kann der Vatikan Strafsachen an das französische Gericht zurückverweisen. Berufungsinstanz ist das vatikanische Appellationsgericht, die Römische Rota.

Pläne liegen auch in Deutschland vor

Einen nationalen kirchlichen Strafgerichtshof dieser Größe gibt bislang in der katholischen Weltkirche nicht, abgesehen von den kirchlich wesentlich kleineren Niederlanden.

Richterhammer / © Good luck images (shutterstock)

Für eine solche überdiözesane Einrichtung bedarf es zudem der Genehmigung durch den Heiligen Stuhl.

In der Deutschen Bischofskonferenz wurden entsprechende Pläne für ein bundesweites katholisches Kirchengericht seit 2019 ausgearbeitet. Der Vorgang hängt allerdings im Genehmigungsverfahren.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA