Als erster Nachfolger des Apostels Petrus reist Papst Franziskus an den Arabischen Golf, und erstmals findet in den Emiraten eine katholische Messe als öffentliche Massenveranstaltung statt - schon das genügt, um der Visite des Kirchenoberhaupts im Februar das Prädikat "historisch" zu sichern.
Das jetzt veröffentlichte Besuchsprogramm offenbart aber auch, dass die Fühlungnahme zwischen dem höchsten Vertreter der katholischen Kirche und den Herrschern am Golf recht sensibel geschieht.
Interreligiöse Begegnung
Anlass der Reise ist eine interreligiöse Begegnung mit dem Titel "Human Fraternity". Für sie macht sich der dann 82-jährige Papst kaum eine Woche nach seiner Reise zum Weltjugendtag in Panama erneut auf den Weg. Die Konferenz findet am 4. Februar im Founder's Memorial statt, einem topmodernden, dem Staatsgründer gewidmeten Kulturzentrum an Abu Dhabis Corniche. Das detaillierte Tagungsprogramm ist noch ebenso wenig bekannt wie die weiteren Teilnehmer.
Zuvor trifft der Papst mit der islamischen Gelehrten-Vereinigung des "Muslim Council of Elders" zusammen. Die 2014 gegründete Vereinigung mit Sitz in Abu Dhabi hat sich zum Ziel gesetzt, Spaltungen und Fehden innerhalb des Islam zu überwinden und gegen extremistische Brandstifter eine religiöse Botschaft humaner Werte und der Toleranz zu verteidigen. Leiter des Rats ist Großscheich Ahmad al-Tayyeb von der Kairoer Al-Azhar-Universität - für den Papst praktisch ein alter Bekannter.
Ort der Begegnung, die als privat charakterisiert wird, ist die Scheich-Zayid-Moschee, das größte islamische Gotteshaus der Emirate. An Prachtentfaltung und Dimensionen kann es mit dem Petersdom konkurrieren; allein das Grundstück übertrifft die Fläche des Vatikanstaats um ein Viertel.
Nicht zum ersten Mal indessen besucht Franziskus eine Moschee: Symbolträchtige Bilder gab es in Istanbul und im zentralafrikanischen Bangui. In der Heydar-Aliyev-Moschee im aserbaidschanischen Baku rief er 2016 vor Muslimen, Juden und Christen verschiedener Konfessionen eindringlich zum gemeinsamen Friedensengagement auf. Die Reden, die Franziskus und Großmufti Allahschükür Paschazade damals hielten, blieben wohl ohne großes Echo, legen aber die Latte hoch für Abu Dhabi.
Papstmesse im Stadion
Für die Papstmesse am 5. Februar stellen die Gastgeber das Zayed-Sports-City-Stadion zur Verfügung. Die Mehrzweckarena, Austragungsort der Fußball-Asienmeisterschaft 2019, fasst auf den Rängen 43.000 Menschen. Dass Plätze leer bleiben, steht nicht zu befürchten: In den Emiraten leben unter den Gastarbeitern schätzungsweise eine Million Katholiken.
Die große öffentliche Messe sendet auch eine Botschaft an das benachbarte Saudi-Arabien, wo Christen nur hinter verschlossenen Türen das Bibelwort teilen und Abendmahl feiern. Die Emirate präsentieren sich gern liberal: Die katholische Josefskirche in Abu Dhabi, heute Sitz des Bischofs, wurde 1965 geweiht, seit 2007 bestehen diplomatische Beziehungen zum Vatikan, 2010 entsandten die Emirate ihre erste Botschafterin an den Heiligen Stuhl.
Eine normale Papstreise wird es dennoch nicht: Zwar wird Franziskus von De-facto-Regierungschef Kronprinz Muhammad bin Zayid im Präsidentenpalast empfangen, aber weder wird er eine Rede vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft halten, noch sind Termine an einer Uni oder mit Jugendlichen geplant - dabei ließe sich da trefflich über den Wert der Bildung, die Rolle der Frau oder den Auftrag der jungen Generation zum Frieden sprechen. Auch Begegnungen, die Franziskus sonst wichtig sind, etwa mit sozial Bedürftigen oder Seelsorgern, fehlen - wenigstens im offiziellen Programm.
Die Reise des Papstes steht unter dem Motto "Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens". Es scheint ein bisschen, als legten die Regierenden am Golf Wert darauf, dass sie es sind, die das Werkzeug führen.