Franziskus feiert Gottesdienst am Strand von Huanchaco

Mit Mut und Humor

Mut für die Flutopfer der Region spricht der Papst bei einem Gottesdienst den mehreren Hunderttausend Gläubigen am Strand der nordperuanischen Küstenstadt Huanchaco zu. Ebenso rät er ab und zu mal den Blick in den Spiegel, um Humor zu trainieren. 

Beim Besuch in Buenos Aires: Papst Franziskus macht Witze mit einem kleinen Jungen / © Osservatore Romano (KNA)
Beim Besuch in Buenos Aires: Papst Franziskus macht Witze mit einem kleinen Jungen / © Osservatore Romano ( KNA )

Papst Franziskus hat den Opfern der Unwetter in der Küstenregion im Norden Perus Mut zugesprochen. Zugleich rief er sie zu Solidarität auf. Bei einem Gottesdienst mit gut 200.000 Teilnehmern am Strand der Küstenstadt Huanchaco sagte er am Samstag: "Die Seele einer Gemeinschaft wird daran gemessen, inwieweit sie in schwierigen Momenten zusammensteht."

Lob von Franziskus

Franziskus lobte die Menschen für ihre Großherzigkeit nach den Überschwemmungen und Erdrutschen. Erneut kritisierte er aber auch "andere Unwetter", unter denen die Region leide: organisiertes Verbrechen, Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und fehlender Wohnraum. Die Menschen bereiteten dem Papst einen herzlichen, volksfesthaften Empfang. Einige waren zu Fuß aus dem gut zehn Kilometer entfernten Trujillo gekommen. Nach der Messe besuchte Franziskus ein Stadtviertel, das bei einem Küsten-El-Nino im März 2017 stark zerstört wurde.

Am Nachmittag (Ortszeit) beklagte der Papst bei einer Marienandacht die vielen Mordfälle an Frauen auf dem amerikanischen Kontinent. Er forderte die Christen auf, sich für Gesetze gegen diese und andere Formen von Gewalt einzusetzen.

Humor als geistliche Übung

Zuvor ermunterte er Priester und Ordensleute in Trujillo, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Bei einer Begegnung mit knapp 1.000 Geistlichen warnte er zudem davor, auf die Frömmigkeit einfacher Leute herabzuschauen. Keinesfalls sollten sie "den treuen und einfachen Glauben" ihres Volkes oder "das schlichte Gebet" ihrer Eltern und Großeltern verachten. "Das Volk Gottes hat ein feines Gespür und weiß zwischen einem Funktionär des Sakralen und dem dankbaren Diener zu unterscheiden", so Franziskus.

Eine "schöne spirituelle Prüfung" sei es, sich zu fragen, ob man über sich selbst lachen könne. Dazu könne man sich ruhig mal vor den Spiegel setzen, sich mit Distanz und Witz betrachten und dann lachen, empfahl Franziskus unter dem Beifall und Gelächter seiner Zuhörer.

Geistliche in Leitungsaufgaben mahnte Franziskus, darauf zu achten, "dass aus Autorität kein Autoritarismus wird"; auch Leitung sei ein Dienst.

Warnung vor Autoritarismus

Als einen Missstand in der Kirche bezeichnete er Pfarrer, die nie Zeit hätten. Vielmehr sollten Seelsorger darauf achten, mit dem, was sie sagen und tun, Christus nicht zu verdrängen. "Von uns ist einfach nur verlangt, Seite an Seite mit dem Herrn zu arbeiten", so der Papst. Dafür sollten sie sich stets bewusst sein, Teil eines großen und langen Lebensstroms zu sein, den Gott mit den Menschen seit langem gehe.

Schließlich warnte er vor Spaltungen und Isolation in religiösen Gemeinschaften. Statt "sich gegenseitig ein Bein zu stellen, sollten die Mitarbeiter der Kirche Gemeinschaft und Einheit gestalten. Das bedeute nicht, dass "alle das gleiche denken und tun müssen". Geistliche in Leitungsaufgaben mahnte Franziskus, darauf zu achten, "dass aus Autorität kein Autoritarismus wird"; auch Leitung sei ein Dienst.

Gottesmutter als Vorbild

Erneut würdigte er die vielfältigen Formen der peruanischen Volksfrömmigkeit. Viele Gruppen aus verschiedenen Landesteilen waren mit ihren Jesus-, Marien- und Heiligenstatuen gekommen. "All diese Bilder erinnern uns an die Zärtlichkeit, mit der Gott jedem Dorf, jeder Familie, euch, mir und allen nahe sei will", so der Papst.

Dem Land legte er Maria als "Mutter der Barmherzigkeit und Hoffnung" ans Herz. Es gebe "keine größere Medizin zur Heilung so vieler Wunden als ein Herz, das zur Barmherzigkeit fähig ist", sagte Franziskus. Mit Maria sollten die Peruaner auch an ihre Mütter und Großmütter denken. Ihnen, die oft eine Bastion im Leben der Städte und "ein wahrer Motor für das Leben und die Familien" in Peru seien, schulde die Gesellschaft Anerkennung und Dankbarkeit.

Treffen mit Bischöfe

Papst Franziskus beendet am heutigen Sonntag seine knapp einwöchige Lateinamerika-Reise. Nach einem Gebet in der Kathedrale der peruanischen Hauptstadt Lima trifft er sich am Morgen mit den Bischöfen des Landes. Nach einem Gottesdienst auf dem Luftwaffenstützpunkt "Las Palmas" und einer Abschiedszeremonie auf dem Flughafen reist er am frühen Abend (Ortszeit) nach Rom zurück. Ein Schwerpunkt der 22. Auslandsreise des Papstes waren Begegnungen mit indigenen Völkern in Chile und Peru.


Papst Franziskus in Huanchaco / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus in Huanchaco / © Osservatore Romano ( KNA )

Während des Gottesdienstes am Strand von Huanchaco / ©  Osservatore Romano (KNA)
Während des Gottesdienstes am Strand von Huanchaco / © Osservatore Romano ( KNA )

Papst begrüßt eine 99-jährige blinde Frau / © Paul Haring (KNA)
Papst begrüßt eine 99-jährige blinde Frau / © Paul Haring ( KNA )

Ankunft in Trujillo  / © Osservatore Romano (KNA)
Ankunft in Trujillo / © Osservatore Romano ( KNA )
Quelle:
KNA
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