Papst Franziskus beginnt heute sein Besuchsprogramm in Peru, der zweiten Station seiner Lateinamerika-Reise. Am späten Donnerstagnachmittag (Ortszeit) traf das Kirchenoberhaupt zu seinem dreitägigen Aufenthalt ein; am Flughafen in Lima wurde Franziskus von Staatspräsident Pedro Pablo Kuczynski begrüßt.
Anschließend begab er sich zur Päpstlichen Botschaft. Am Freitag fliegt das katholische Kirchenoberhaupt morgens nach Puerto Maldonado im peruanischen Amazonasgebiet, nahe der Grenze zu Bolivien. Dort trifft er mit Vertretern von Amazonasvölkern zusammen. Am Nachmittag (Ortszeit) ist die Rückkehr nach Lima vorgesehen.
Gespräch mit Opfer des Pinochet-Regimes
Nach dem großen Abschlussgottesdienst in Iquique, noch bevor er nach Peru gefolgen ist, traf Papst Franziskus in Chile mit einem Opfer des Pinochet-Regimes zusammen. Er sprach mit Hector Marin Rossel, dessen Bruder kurz nach dem Putsch unter General Augusto Pinochet im September 1973 verschleppt und getötet worden war. Nach Vatikanangaben rief Marin den Papst auf, sich für die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen während der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 stark zu machen. Marin, der heute einen Verband der Angehörigen von Opfern leitet, war damals 17 Jahre alt, sein ermordeter Bruder Jorge 19.
Den Angaben zufolge übergab Marin dem Papst einen Brief, in dem er ihn bittet, sich beim Militär und der chilenischen Regierung für eine Zusammenarbeit mit den Hinterbliebenen einzusetzen. Sie wollten inneren Frieden finden, schrieb Marin.
Offenes Ohr hegt Hoffnung
Franziskus habe offen zugehört und den Brief angenommen, zitierte das vatikanische Presseamt den Mann nach dem Treffen. Marin lobte demnach die katholische Kirche in Chile für ihre Verteidigung der Menschenrechte. In der Hand des Papstes liege die Hoffnung, die verschwundenen Angehörigen wiederzusehen, so Marin.
In Puerto Maldonado steht heute ein Treffen mit Vertretern der Amazonas-Völker auf dem Programm. Dabei dürften der Abbau von Rohstoffen und die Bedrohung der kulturellen Identität sowie die Rechte der indigenen Völker ein Thema sein. Das Treffen wird als Auftakt einer vatikanischen Amazonien-Synode gewertet, die Franziskus für 2019 einberufen will. Erst am Abend findet die formelle Begrüßung in Peru im Präsidentenpalast in Lima statt.
Weitere Programmpunkte in Peru
Am Samstag feiert der Papst eine große Messe am Strand bei Trujillo. Anschließend besucht er ein Wohnviertel, das im April 2017 von schweren Überflutungen im Zuge des Klimaphänomens El Nino heimgesucht wurde. Nach Treffen mit Ordensfrauen und den peruanischen Bischöfen in Lima sowie einer Messe fliegt Franziskus am Sonntag nach Rom zurück.
Zuvor hatte der Papst drei Tage lang das Nachbarland Chile besucht. Neben Gottesdiensten und Begegnungen mit führenden Politikern standen Treffen mit Betroffenen von Missbrauch und Angehörigen der Mapuche-Minderheit sowie ein Gespräch mit einem Opfer der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973-1990) auf dem Programm.
Kritische Töne und Blitzhochzeit
Zum Abschluss seines Chile-Besuchs mahnte Franziskus in Iquique zu Einheit und rief zu Solidarität mit Migranten auf. Der erste Teil seiner Lateinamerika-Reise in Chile wurde begleitet von Debatten um den wegen eines Missbrauchsskandals kritisierten Bischof Juan Barros. Er wird beschuldigt, sexuelle Vergehen eines Priesters gedeckt zu haben. Belastbare Belege dafür gibt es bislang nicht. Der Papst stellte sich schützend vor ihn.
Für Aufsehen sorgte am Donnerstag eine Blitztrauung, die der Papst bei seinem Inlandsflug nach Iquique leitete. Zwei Flugbegleiter gaben sich vor Franziskus noch einmal ihr Ja-Wort. Zivil ist das Paar bereits seit acht Jahren verheiratet. Sie hatten dem Papst berichtet, dass ihre 2010 geplante kirchliche Hochzeit ausfallen musste, weil ihre Kirche durch ein Erdbeben zerstört wurde. Darauf fragte Franziskus: "Wollt ihr heiraten? Dann machen wir das jetzt."