Das Kirchenoberhaupt äußerte sich bei einem Treffen mit der Internationalen Vereinigung für Strafrecht am Freitag im Vatikan. Zugleich forderte der Papst vor den Juristen eine konsequente Bestrafung von Unternehmen und Körperschaften für Umweltverschmutzung. Wörtlich sprach er von einem "Ökozid".
Franziskus warf der Justiz vor, sie lasse "die Verbrechen der Mächtigsten, besonders die Großverbrechen der Unternehmen", unbeachtet. Die "organisierte Kriminalität" des globalen Finanzwesens machte er für die Überschuldung von Staaten und für "die Plünderung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten" verantwortlich. Weiter verurteilte der Papst die Spekulation mit staatlichen Schuldtiteln, die keine Rücksicht nehme auf die Folgen für ganze Volkswirtschaften.
Es handle sich um "Delikte, die die Schwere von Verbrechen gegen die Menschheit haben", so Franziskus. Er begründete dies mit der Inkaufnahme von Hunger, Armut, erzwungener Migration und Tod durch vermeidbare Krankheiten sowie von Umweltkatastrophen und der Auslöschung indigener Völker.
Die Internationale Vereinigung für Strafrecht (Association Internationale de Droit Penal, AIDP) hält von Donnerstag bis Samstag ihren 22. internationalen Kongress in Rom. Er steht unter dem Thema "Strafrecht und Unternehmen".
Papst sieht "Hasskultur" der Nazis zurückkehren
Weiter hat Papst Franziskus Sorge über eine neu aufkeimende "Hasskultur" wie im Nationalsozialismus bekundet. Bei Äußerungen mancher Regierungsvertreter kämen ihm "die Reden Hitlers von 1934 und 1936 in den Sinn", sagte das Kirchenoberhaupt im Vatikan. Franziskus verwies dabei auf die NS-Verfolgungen "von Juden, Sinti und Roma, Menschen mit homosexueller Orientierung".
Die von ihm häufig beklagte Kultur einer sozialen Aussonderung entwickle sich unter dem Einfluss weiterer Phänomene der Wohlstandsgesellschaft zu einer "Hasskultur", so der Papst. Darin komme ein "soziales Unbehagen von Jugendlichen wie von Erwachsenen" zum Ausbruch. Es handle sich um "leider nicht vereinzelte Episoden", sagte Franziskus.