Franziskus-Kenner zeigt sich von Papst-Autobiografie enttäuscht

Bringt "Hoffe" nicht viel Neues?

Das als Franziskus-Autobiografie angekündigte Buch "Hoffe" ist am Dienstag erschienen. Ein Kenner des Papstes ist von seinem Inhalt enttäuscht. Der britische Vatikanexperte Austen Ivereigh hatte mehr erwartet.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)

Nach Ansicht des Papst-Kenners Austen Ivereigh verdient das neue Franziskus-Buch das Prädikat Autobiografie nicht und enthält auch sonst nicht viel Neues.

"Ich hatte mehr von "Hoffe" erwartet, denn schien, dass es sich um eine echte Autobiografie handelt", schreibt Ivereigh in einem Beitrag für die britische Zeitung "The Tablet" (Dienstag online). Doch der Inhalt habe ihn enttäuscht. "Hoffe" war am Dienstag in über 80 Ländern erschienen; Co-Autor ist der italienische Journalist Carlo Musso.

Der Journalist und Autor Austen Ivereigh / © Paul Haring/CNS photo/ (KNA)

Besonders bemängelt Ivereigh, dass die Erzählung nach den ersten 20 Lebensjahren von Jorge Mario Bergoglio abbricht und danach zu einer Aneinanderreihung von Überlegungen zu aktuellen Themen, in die auch die eine oder andere Anekdote aus der Vergangenheit eingeflossen sei, werde. 

"Aber in einer Autobiografie würde man erwarten, dass man etwas über das erfährt, was in den folgenden fünfzig Jahren viel direkter in das Pontifikat eingeflossen ist." Unter anderem schweige sich "Hoffe" über Bergoglios 13 Jahre Erzbischof von Buenos Aires aus.

Viel "aufgewärmtes öffentliches Material"

"Ich würde sagen, 95 Prozent des Buches sind wieder aufgewärmtes öffentliches Material", so Ivereigh. Zudem sei vieles von dem, was in dem Buch neu sei, "zu offensichtlich" nicht von Franziskus.

Unverständnis zeigt der Vatikanexperte zudem dafür, dass sich in die englische Übersetzung des Buchs einige kapitale Fehler eingeschlichen hätten. "Ist es nicht unfair gegenüber Papst Franziskus, das zu veröffentlichen, was als seine Erzählung bezeichnet wird, wenn es so mit diesen Anfängerfehlern gespickt ist?"

Obwohl er irritiert und enttäuscht sei, könne er "Hoffe" letzlich etwas Gutes abgewinnen, betont der Papst-Kenner. "Franziskus gibt uns eindringliche, zu Herzen gehende und prägnante Reflexionen über die heutige Zeit und ruft zur Umkehr auf, die angesichts der Verdunkelung unserer Zeit noch heller leuchtet." Und weiter: "Wenn dies die letzte "Biografie" von Franziskus ist, dann ist das keine schlechte Zusammenfassung seines Zeugnisses, das er gegeben hat."

Austen Ivereigh gilt als fundierter Kenner von Papst Franziskus. Bereits 2014 veröffentlichte er mit "The Great Reformer: Francis and the Making of a Radical Pope", eine Biografie über Papst Franziskus. 2020 gab er gemeinsam mit ihm das Buch "Wage zu träumen" heraus.

Das Leben des Jorge Mario Bergoglio/Franziskus

Franziskus ist der erste Papst der Kirchengeschichte aus Lateinamerika und der erste Jesuit im obersten Kirchenamt. Seine Wahl löste weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet zentrale Stationen seines Lebens und seiner bisherigen Amtszeit nach:

Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )