Franziskus könnte in Mexiko US-Wahlkampfthemen ansprechen

Papstbesuch mit politischen Nebenwirkungen

​Die Reise von Papst Franziskus an die Grenze zwischen Mexiko und die USA fällt mit den ersten Vorwahlen in den Vereinigten Staaten zusammen. Der Zeitpunkt seines Besuchs könnte somit kaum politischer sein.

Autor/in:
Thomas Spang
"Gerechtigkeit! Keine Grenzen!" - Grafitti an der Grenze zwischen Mexiko und den USA / © Nancy Wiechec (KNA)
"Gerechtigkeit! Keine Grenzen!" - Grafitti an der Grenze zwischen Mexiko und den USA / © Nancy Wiechec ( KNA )

Der eine profiliert sich im US-Wahlkampf mit dem Versprechen, eine 2.000 Meilen lange Mauer entlang der Südgrenze zu Mexiko errichten zu wollen. Der andere reist in die nordmexikanische Metropole Ciudad Juarez, um Brücken zu bauen.

Ein denkwürdiger Moment dürfte es werden, wenn Papst Franziskus auf der mexikanischen Seite des Rio Grande zum Abschluss seines Mexiko-Besuchs am 17. Februar mit Zehntausenden Menschen eine Messe feiert. Zu diesem Zeitpunkt könnte der republikanische Präsidentschaftsanwärter Donald Trump mit seinem rechtspopulistischen Programm der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der US-Konservativen mit einem Doppelsieg in Iowa und New Hampshire schon einen großen Schritt nähergekommen sein.

Katholische Bischöfe unterstützen Papst-Position

Während der Republikaner Ronald Reagan einst mit der Forderung nach Berlin kam, "diese Mauer einzureißen", versucht der Baumilliardär aus New York mit dem Gegenteil zu punkten. Und Trump steht mit seiner Haltung keineswegs allein. Der erste Kandidat im republikanischen Bewerberfeld, der die Idee hatte, eine Art Religionstest für Asylsuchende einzuführen, war der Katholik Jeb Bush.

Damit stellte sich Bush gegen die katholischen Bischöfe in den USA, die die Positionen des Papstes zum Thema Einwanderung unterstützen. Der Bischof von Tucson im US-Grenzstaat Arizona, Gerald Kicanas, gehört zu jenen, die in Ciudad Juarez gemeinsam mit dem Papst die Messe feiern werden. Wie er werden viele US-Bürger die Grenze Richtung Süden überqueren, um den Papst zu sehen. "Er ist bei seinem Besuch in Bethlehem zu der Mauer gegangen, um dort zu beten", sagt der US-Bischof. "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass er etwas Ähnliches in Mexiko machen wird."

Papst vs. Konservative

Für die konservativen Wahlkämpfer könnte der Zeitpunkt des Papstbesuchs nicht ungünstiger sein - stehen sie doch beim Thema Einwanderung allesamt im Widerspruch zu den Positionen des Papstes. Wo Franziskus für Großzügigkeit wirbt, pochen die Republikaner auf Abschottung - egal ob es um unbegleitete Flüchtlingskinder aus Zentralamerika geht oder um die 10.000 syrischen Flüchtlinge, deren Aufnahme der scheidende Präsident Barack Obama zugesagt hat.

Ein Sonderfall sind die Kubaner, die sich derzeit verstärkt auf den Weg in das vermeintlich Gelobte Land machen. Sie fürchten, angesichts des Tauwetters zwischen den früheren Erzfeinden könnte ihr Sonderstatus auf dem Spiel stehen. Im vergangenen Jahr kamen 43.159 kubanische Flüchtlinge in die USA, 78 Prozent mehr als Vorjahr.

Franziskus bekannt für klare Worte

Papst Franziskus hätte nicht den Ruf, den er genießt, nähme er allzu viel Rücksicht auf die politischen Befindlichkeiten der nördlichen Nachbarn Mexikos. Er wird, wie schon bei seinem Besuch in Washington im vergangenen September, klare Worte zum Thema Einwanderung finden.

Damals hatte sich Franziskus den US-Amerikanern beim Empfang im Weißen Haus als "Sohn einer Einwandererfamilie" vorgestellt und an alle Amerikaner appelliert, sich schützend an die Seite der Flüchtlinge zu stellen. Alle "Männer und Frauen guten Willens" seien aufgerufen, "die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zu unterstützen, um die Verletzlichsten zu schützen", so der Papst.

"Er wird uns überraschen"

Dieser Appell stieß bei Gastgeber Obama ebenso auf offene Ohren wie bei den demokratischen Führern im US-Kongress. Letztere haben angesichts der republikanischen Mehrheit in beiden Häusern jedoch wenig zu sagen.

Ob Franziskus, wie schon bei seiner USA-Reise im vergangenen Herbst geplant, in Solidarität mit den Einwanderern die Grenze Richtung Norden in die USA überschreiten wird, hängt von den Umständen ab. "Er wird uns überraschen", meint Timothy Matovina, Theologieprofessor an der Notre-Dame-Unversität in Indiana. Eine Provokation für die Wahlkämpfer wäre es allemal.


Quelle:
KNA