Der Papst verwies dabei auf den vor 150 Jahren ermordeten US-Präsidenten Abraham Lincoln (1809-1865), den er einen "Hüter der Freiheit" nannte.
Tausende Besucher können die erste Rede eines Papstes vor dem US-Kongress auf einer überdimensionalen Leinwand auf der Westseite des Kapitols verfolgen. Während die US-Demokraten hoffen, dass der 78-Jährige die Themen Armut, Einwanderung, Klima und Rassismus ins Zentrum seiner Rede stellt, wünschen sich die Konservativen klare Worte zu Abtreibung, "Homo-Ehe" und Religionsfreiheit. Anschließend isst Franziskus nicht mit den Abgeordneten zu Mittag, sondern mit Obdachlosen in einem Sozialzentrum der Hauptstadt.
"Christen dürfen sich nicht vor der Welt verschließen"
Bei einer Messe in der US-Hauptstadt Washington wandte der Papst sich am Mittwoch Abend gegen religiöse Vorurteile und moralische Überheblichkeit. Christen dürften sich nicht vor der Welt verschließen, sagte Franzsikus. "Jesus hat gesagt: Geht hinaus und verkündet jedem die Frohe Botschaft. Geht hinaus in meinem Namen und umarmt das Leben, wie es ist - nicht wie es sein sollte." Viele Menschen litten heute unter Apathie, fehlender Lebensfreude und innerer Leere.
Angesichts von Not, Hunger, Zweifel und Sünde in der Welt müssten Christen den Menschen als Missionare der Freude vorangehen. "Lasst uns vorangehen", so Franziskus vor Tausenden Gläubigen im Heiligtum der "Jungfrau der Unbefleckten Empfängnis", der katholischen Schutzpatronin der Vereinigten Staaten. Christliche Mission könne aber nie das Produkt eines geplanten Programms sein. Sie sei das Ergebnis einer lebenslangen Gotteserfahrung von Barmherzigkeit und Vergebung.
"Vorbildlicher Missionar"
Während der Messe sprach Papst Franziskus den spanischen Missionar Junipero Serra (1713-1784) heilig. Der Franziskanerpater wird als Stadtgründer von San Francisco und anderer Städte im Bundesstaat Kalifornien verehrt. Die Heiligsprechung gilt als Bestärkung der spanischsprachigen Christen, die rund ein Drittel der US-Katholiken ausmachen.
Der Papst würdigte Serra als einen vorbildlichen Missionar, der offen auf die Menschen zugegangen sei. Der Heilige habe die Würde der indianischen Ureinwohner schützen wollen, betonte Franziskus. Er sei gegen Misshandlungen der Ureinwohner aufgestanden, die bis heute nachwirkten.
Proteste gegen die Heiligsprechung
Gegen die Heiligsprechung Serras hatte es vor dem Papstbesuch Proteste gegeben. Rund 10.000 Menschen unterschrieben eine Erklärung, wonach viele Indianer unter dem Wirken der franziskanischen Missionare hätten leiden müssen.
Nach Theologiestudium und pastoraler Tätigkeit in Spanien meldete sich der gebürtige Mallorciner Serra im Alter von 36 Jahren zur Missionierung der Neuen Welt. Zunächst ging er nach Mexiko und zog von dort aus Richtung Norden. 1769 gründete er seine erste Missionsstation in San Diego. Bis zu seinem Tod 1784 folgten acht weitere entlang der Westküste bis in die Bucht von San Francisco. In diesen Jahren taufte der Pater mindestens 6.000 Ureinwohner.
Papst besucht katholischen Frauenorden
Vor der Heiligsprechung hatte Franziskus jenseits des offiziellen Programms die Niederlassung eines katholischen Frauenordens besucht, der gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama geklagt hat. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte, wollte Franziskus dem Orden mit seinem Besuch nach Lombardis Angaben den Rücken stärken.
Die "Kleinen Schwestern für die Armen" hatten sich geweigert, als kirchlicher Arbeitgeber ihren Angestellten eine Krankenversicherung anzubieten, die Kosten für künstliche Verhütungsmittel, für die "Pille danach" und für Präparate zur Abtreibung übernimmt. Dies sieht die Gesundheitsreform von Präsident Obama vor. Ihre Klage wurde im Juli von einem Berufungsgericht abgewiesen.
Rede vor UN-Vollversammlung
Am Abend deutscher Zeit reist Franziskus nach New York weiter. Dort ist für Freitag als weiterer Höhepunkt der Reise eine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sowie ein Besuch der Gedenkstätte «Ground Zero» vorgesehen. Für den Abend ist eine große Messe im Madison Square Garden geplant. In New York werden an diesem Wochenende zudem die Millenniums-Folgeentwicklungsziele verabschiedet. Dazu werden rund 150 Staats- und Regierungschefs erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen für diese beiden Großereignisse sind enorm.
Eigentlicher Anlass der insgesamt neuntägigen Reise des Papstes ist der Besuch des achten katholischen Weltfamilientags am Wochenende in Philadelphia. Die Großveranstaltung geht auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. zurück und findet seit 1994 alle drei Jahre statt. Zum Abschlussgottesdienst mit Franziskus erwarten die Veranstalter für Sonntag mehr als eine Million Teilnehmer.