Franziskus zeigt immer wieder ein Faible für Flora und Fauna

Der Papst und die Welt der Tiere

Wenn der oberste Katholik Klartext reden will, dann macht er gern sprachliche Anleihen bei der Tier- und Pflanzenwelt. Dieser Papst weckt den Tiger in Dir – oder so ähnlich. Als Bild der Woche bleibt aber der Holzwurm im Kopf hängen.

Autor/in:
Joachim Heinz
Papst Franziskus pflanzt einen Baum (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus pflanzt einen Baum (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Er hat es wieder einmal getan. Am Wochenende prangerte Papst Franziskus einen Hang zu Klatsch und Tratsch in Ordensgemeinschaften an – und zog zur Veranschaulichung des Problems eine Parallele zur Tierwelt. Das Lästern hinter dem Rücken anderer bezeichnete er als Plage, vergleichbar einem Holzwurm, "der nach und nach das Zusammenleben und die Kraft des Gemeinschaftslebens zerstört".

Er selbst kenne allerdings ein gutes Mittel gegen "Geschwätz" jeder Art, fügte Franziskus hinzu. "Auf die Zunge beißen, denn dann schwillt die Zunge an und man kann nicht mehr sprechen." Aua – das tut weh. Als Bild der Woche bleibt aber der Holzwurm hängen im Kopf. Und die Tatsache, dass dieser Papst nur zu gern ins Reich der Tiere und Pflanzen ausweicht, um in handfester Sprache gegen tatsächliche oder vermeintliche menschliche Missstände zu wettern.

Zu den Klassikern gehören: der Vogel Strauß, der sprichwörtlich seinen Kopf in den Sand steckt, um die Probleme der Welt nicht mehr sehen zu müssen. Und natürlich – hier ist der Papst ganz Oberhirte von rund 1,36 Milliarden Katholiken in der Welt – das Schaf.

Dienender Leitungsstil gefordert

Die Biester der Bibel

Biblisches Tierleben unterhaltsam präsentiert

Wussten Sie, dass in der Bibel Einhörner vorkommen? Und dass nicht nur die Schlange sprechen kann? Und warum manche Tiere eben nicht in der Heiligen Schrift auftauchen, obwohl die Menschen der Bibel sie sehr genau kannten?

Claudia und Simone Paganini nehmen ihre Leserinnen und Leser mit in eine Welt phantastischer Tierwesen und lüften hier die oft übersehenen Geheimnisse im biblischen Bestiarium. Eine ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Lese-Safari durch das Buch der Bücher. (Klappentext/08.10.2022)

Buchcover: Die Biester der Bibel - Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt / © Collage aus Material (DR)
Buchcover: Die Biester der Bibel - Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt / © Collage aus Material ( DR )

Zu Jahresbeginn etwa rief Franziskus Führungskräfte in Unternehmen zu einem dienenden Leitungsstil auf und verwies in diesem Zusammenhang auf seine Mahnung an die Bischöfe, den "Geruch ihrer Schafe" anzunehmen. In gewisser Weise gelte dies ebenso für Unternehmenschefs: Auch sie sollten "in die Wirklichkeit der ihnen Anvertrauten eintauchen, sie kennenlernen, ihnen nahe sein". Einschränkend hinzufügen möchte man: In Meetings sollten sowohl Vorgesetzte als auch Untergebene wohl lieber nicht wie Schafe riechen, aber gemeint ist das alles ja auch nur im übertragenen Sinne.

Von den Nutz- zu den Haustieren im weiteren Sinne: Die haben einen eher schweren Stand bei Franziskus. Im Januar bedauerte er, dass es heute viele Paare gebe, die keine Kinder wollten, stattdessen aber "zwei Hunde, zwei Katzen haben, die den Platz von Kindern einnehmen". Eine heikles Thema, nicht nur für Katholiken. Im September bezeichnete Franziskus dann die Zeugung von Nachwuchs mit Blick auf die Geburtenrückgänge in Italien und anderen europäischen Ländern gar als "patriotische Aufgabe".

Aber – was hatte er doch gleich vor ein paar Jahren auf dem Rückflug von den Philippinen gesagt: "Einige glauben – entschuldigt bitte das Wort – um gute Katholiken zu sein, müssen wir sein wie Kaninchen, nicht wahr?" Doch drei Kinder, das meinten zumindest Experten, seien für den Erhalt der Bevölkerung völlig ausreichend. So richtig aufatmen dürften da allerdings wohl nur die wenigsten.

Unmut der Kaninchenzüchter auf sich gezogen

Wie dem auch sei: Mit seinem Vergleich zum Paarungsverhalten in der zoologischen Familie der Hasen lockte der Papst seinerzeit selbst den ein oder anderen sonst eher scheuen Gesellen aus seinem Bau. Der einer breiten Öffentlichkeit bis dato unbekannte Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter zog unwissenden Amateuren vorsorglich die Löffel lang. Die Vermehrung von Zuchtkaninchen gehe mit Sitte und Anstand vonstatten. Davon abgesehen könne es nicht sein, "dass die Fortpflanzung der ärmsten Menschen auf dieser Welt mit der Fortpflanzung der Karnickel verglichen wird".

Dann doch lieber ein schneller Haken, ab durchs Gebüsch und mitten hinein ins Reich der Pflanzen. "Ein fallender Baum macht mehr Lärm als ein wachsender Wald." So trocken kommentierte der Papst 2013 in einem Fernsehinterview mit dem brasilianischen Sender "Globo" einen Geldwäsche-Verdacht gegen einen Kurienmitarbeiter. Mehr Würze legte er dagegen in sein Bedauern über griesgrämige Christen, die herumliefen "wie essigsaure Chilischoten".

Lamentieren hilft nicht weiter – auch angesichts leerer werdender Kirchenbänke bei katholischen Messfeiern. "Was den Gottesdienstbesuch betrifft, besonders den am Sonntag, ist es wichtig, nicht von Zahlen besessen zu sein", schreibt der Papst seinen Schäfchen ins Stammbuch. "Ich ermutige euch, die Schönheit des Kleinen zu leben, ein Senfkorn zu sein, kleine Herde, eine Handvoll Sauerteig, zartes Flämmchen, eine Prise Salz." Und bloß kein Holzwurm.

Quelle:
KNA