Frauen beten am Weltgebetstag für die Ukraine

"Wir sind im Gebet verbunden"

Am Weltgebetstag der Frauen richten sich die Gebete in diesem Jahr besonders in Richtung Ukraine. Die Frauen seien fassungslos und erschüttert, doch das Gebet verbinde weltweit miteinander, sagt Irene Tokarski vom deutschen Komitee.

Eine betende Frau / © Halinskyi Max (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Den Weltgebetstag der Frauen begehen Frauen rund um die Welt immer am ersten Freitag im März. Wie genau spiegelt sich der Krieg in der Ukraine in diesem Jahr beim Weltgebetstag?

Dr. Irene Tokarski (Theologische Leiterin im deutschen Komitee des Weltgebetstags der Frauen): Die Telefone stehen fast nicht mehr still und ich denke, heute werden Hunderttausende in Deutschland für den Frieden in der Ukraine beten.

Weltgebetstag der Frauen

Im weltumspannenden gemeinsamen Gebet machen sich jedes Jahr im März christliche Frauen unterschiedlicher Konfessionen für Ökumene und ein respektvolles Miteinander stark. In mehr als 120 Ländern wird am ersten Freitag des Monats mit ökumenischen Gottesdiensten der Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Die Liturgie, zu der alle geladen sind, kommt immer aus einem anderen Land.

Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Tatsächlich wird der Weltgebetstag auch im Kriegsland selbst begangen. In welchem Kontakt stehen Sie mit den Frauen in der Ukraine und was wissen Sie darüber, wie es ihnen geht, aber auch, wie sie sich beteiligen?

Tokarski: Ich habe jüngst eine Email von einer Frau aus der Ukraine bekommen, die bei uns  mehrere Jahre an den Vorbereitungs-Werkstätten teilgenommen hat. Wir laden immer auch osteuropäische Frauen ein, die wir unterstützen. Sie hat gesagt "Wir können uns heute nicht treffen. Aber jede von uns ist im Weltkreis verbunden im Gebet". Ich lade auch alle gerne noch mal ein: Wenn Sie heute mit den Frauen in der Ukraine beten wollen, die denken an uns und wir denken an sie.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es in Russland aus? Machen da auch Frauen bei der weltweiten Gebetskette mit?

Tokarski: Natürlich. Wir haben Frauen in Sankt Petersburg, eine Gemeinde deutscher Sprache. Das sind die, mit denen wir Kontakt haben. Es gibt mehrere Gruppen in Russland und natürlich beten die auch und die beten selbstverständlich auch für den Frieden. Wir sind mit allen im Kontakt. Die Frauen aus Russland können nicht viel schreiben, aber sie schreiben, dass sie mit uns verbunden sind.

DOMRADIO.DE: Was berichten die Ukrainerinnen?

Tokarski: Sie sagen, dass sie alle fassungslos und zutiefst erschüttert sind. Nichts ist so schlimm wie ein Krieg. Wir haben auch schon Mails gekriegt, praktisch jeden Tag, dass sie im Bunker sitzen und beten. Sie denken an uns, freuen sich über unsere Solidarität und unseren Beistand und bedanken sich herzlich dafür.

DOMRADIO.DE: Die Gebete, Lieder und Texte werden immer von Frauen aus einer bestimmten Region oder einem bestimmten Land ausgewählt. In diesem Jahr sind es England, Wales und Nordirland zusammen. Ihr Thema "Zukunftsplan: Hoffnung". Es ist ja gar nicht so einfach, in diesen Tagen an der Hoffnung festzuhalten.

Irene Tokarski (Theologische Leiterin im deutschn Komitee des Weltgebetstags der Frauen)

"Dafür beten wir und wir glauben, dass Gott die Welt nicht zerstören will, sondern dass er sie retten will."

Tokarski: Das ist richtig. Andererseits passt der Bibeltext, den wir dieses Jahr lesen, wahnsinnig gut in diese Zeit. Im Text heißt es bei Jeremia "Ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe. Es sind Pläne des Friedens und nicht des Unglücks. Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben". Ich denke, das ist, was wir alle beten.

Die Frau aus der Ukraine hat uns geschrieben "Auch wenn ich nichts fühle von deiner Macht. Du führst mich doch zum Ziel, auch durch die Nacht." Das war ihr letztes Gebet. Es ist sehr berührend und es ist unser Glaube. Dafür beten wir und wir glauben, dass Gott die Welt nicht zerstören will, sondern dass er sie retten will.

DOMRADIO.DE: Nicht religiöse Menschen halten Beten gegen den Krieg, Beten gegen Putin vermutlich für naiv. Was antworten Sie darauf?

Tokarski: Wir stehen alle machtlos und ohnmächtig da. Für uns ist es einfach unser Glaube und unsere Hoffnung. Beweisen kann es niemand von uns, aber was können die anderen alle tun? Wir glauben und wir vertrauen doch darauf, dass Gott es am Ende gut mit uns meint, dass er stärker ist als Tod und Vernichtung.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich persönlich von diesem Weltgebetstag der Frauen in diesem Jahr, in dieser wirklich dramatischen Situation?

Tokarski: Es geht uns wie allen. Wir sehen es weltweit, wir sehen es europaweit. Alle Menschen versuchen zusammen zu stehen. Gemeinsam das, was möglich ist, zu tun, da zu helfen, wo wir können. Der Weltgebetstag hat da den Auftrag, auch für alle zu beten, die nicht beten können.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR