Gleich zwei kirchlichen Spitzengremien steht in den kommenden Tagen ein personeller Wechsel bevor. Auf der am Sonntag in Bremen beginnenden Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird über die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm entschieden.
Frauen stehen zur Wahl
Nach siebenjähriger Amtszeit tritt der bayerische Landesbischof nicht mehr als EKD-Ratsvorsitzender an. Mitte des Monats dann wählt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf der Herbstvollversammlung in Berlin ein neues Präsidium. Im Vorfeld hatte Thomas Sternberg angekündigt, nach sechs Jahren nicht mehr erneut als ZdK-Präsident zu kandidieren.
In beiden Fällen könnten - wie zuvor beim Deutschen Caritasverband Präsidentin Eva Welskop-Deffaa - Frauen zum Zuge kommen. Was die Wahlen zum Rat der EKD anbelangt, werden der westfälischen Präses Annette Kurschus, bisher stellvertretende Ratsvorsitzende, und der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die ebenfalls bereits eine Amtsperiode dem Rat angehörte, beste Chancen auf den Ratsvorsitz eingeräumt; es wäre die zweite Frau in diesem protestantischen Spitzenamt nach der 2009 gewählten Margot Käßmann, die nach wenigen Wochen von allen Ämtern zurücktrat.
ZdK-Präsidentschaftswahl kann überraschend sein
Für das Amt des ZdK-Präsidenten kandidieren die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp und der Theologe Ulrich Hemel. Im Vorfeld fiel auch des Öfteren der Name von CDU-Politikerin Monika Grütters. Doch die noch amtierende Kulturstaatsministerin scheint derartige Pläne, so sie diese denn überhaupt hatte, nicht weiter zu verfolgen.
Es ist keineswegs sicher, dass an der Spitze des ZdK tatsächlich eine Frau auf Thomas Sternberg folgt - zum zweiten Mal in der über 150-jährigen Geschichte des Gremiums nach der CDU-Politkerin Rita Waschbüsch, die zwischen 1988 und 1997 amtierte.
Bereits 2015 galt als ausgemacht, dass Maria Flachsbarth, Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), die Leitung des höchsten repräsentativen Gremiums der katholischen Laien übernehmen würde. Stattdessen machte damals - für viele Beobachter überraschend - Sternberg nach einer mitreißenden Bewerbungsrede das Rennen.
Viele Kandidaten und Kandidatinnen
Für Stetter-Karp spricht allerdings schon allein die Tatsache, dass der Ruf nach einer stärkeren Rolle von Frauen gerade in der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren immer lauter wurde. Hinzu kommt, dass neben Sternberg und Christoph Braß mit Claudia Lücking-Michel und Karin Kortmann zwei profilierte ZdK-Vertreterinnen angekündigt haben, nicht mehr für das Präsidium zu kandidieren.
Für die insgesamt vier Vize-Posten treten neben Wolfgang Klose, der als einziges Mitglied des bisherigen Leitungsteams erneut kandidiert, sechs weitere Kandidaten an: Ulrike Göken-Huismann, Birgit Mock und Claudia Nothelle sowie Rainer Nomine, Johannes Norpoth und Thomas Söding. Macht unter dem Strich vier Männer und vier Frauen.
Die ZdK-Vollversammlung wird darüber entscheiden, wie weiblich die Spitze des Katholikenkomitees künftig ausschaut. Inhaltlich dürfte das ZdK mit Blick auf das Tableau der Kandidaten seinen eher reformorientierten Kurs wohl beibehalten.
Weitere offene Fragen
Die Frage nach dem Verhältnis der Geschlechter ist zweifellos eine wichtige, aber nicht die einzige Frage, an der sich entscheidet, wie zukunftsfähig sich die beiden großen Kirchen in Deutschland präsentieren. Im Mai wählte die EKD-Synode die Studentin Anna-Nicole Heinrich zur Präses.
Sie ist 25 Jahre alt und damit nicht einmal halb so alt wie alle anderen Inhaber oder Bewerberinnen um die kirchlichen Spitzenämter. Einen Draht zur jüngeren Generation zu finden: vor dieser Herausforderung stehen Protestanten wie Katholiken gleichermaßen - egal ob sie nun männlich oder weiblich sind.