Frauenbund will flexible Arbeitsmodelle zum Equal-Care-Day

Der Lebenswirklichkeit gerecht werden

Frauen verbringen mehr Zeit als Männer mit Hausarbeit und Kindererziehung. Dadurch haben sie oft finanzielle Nachteile. Auf diese Ungleichheit macht der Equal Care Day aufmerksam. Der KDFB hat konkrete Forderungen an die Politik.

Eine Frau beim staubsaugen / © New Africa (shutterstock)
Eine Frau beim staubsaugen / © New Africa ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: In der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen leisten Männer durchschnittlich drei Stunden und Frauen neun Stunden von dieser sogenannten Sorgearbeit am Tag. Ist dieser große Unterschied nachvollziehbar erklärbar?

Birgit Kainz (Bundesvizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes/KDFB): Ich denke, dieser große Unterschied kommt immer noch aus der Tradition, die wir von früher her kennen. Ich denke, Frauen wird eher die Möglichkeit oder die Fähigkeit zugeschrieben, sich um sehr gute Care-Arbeit, Kindererziehung und alles zu kümmern. Aber hier ist vermutlich wirklich noch ein gutes Stück Tradition dabei.

Katholischer Deutscher Frauenbund

"Wir machen uns stark für Frauen" – Diese Überzeugung war und ist heute noch das Fundament des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), der 1903 von mutigen katholischen Frauen in Köln gegründet wurde. Als katholischer Teil der Frauenbewegung setzte sich der KDFB von Anfang an dafür ein, die Lebensbedingungen von Frauen zu verbessern. 

Eine Frau im Gebet / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Frau im Gebet / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Man könnte ja auch sagen, das sind die Gene oder Relikte aus der Evolution. Warum ist denn dann diese Ungleichheit überhaupt so ein Problem?

Kainz: Die Ungleichheit ist deswegen ein Problem, weil diese Care-Arbeit oft nicht dementsprechend entlohnt wird. Das ist das große Problem. Das heißt, dass Frauen oft gezwungen werden, erwerbstätig kürzer zu treten und damit jetzt heute schon das Problem haben, weniger Geld zu bekommen und letztendlich dann in der Rente auch noch benachteiligt zu sein.

DOMRADIO.DE: Das heißt, wenn Frauen in ihren Jobs besser bezahlt werden würden, könnten die Männer weniger arbeiten und diese Care-Arbeit übernehmen?

Kainz: Ja, das ist aber nicht das einzige. Zunächst mal müssen, glaube ich, auch flexible Arbeitsmodelle geschaffen werden, die es ermöglichen, dass sich die unterschiedlichen Geschlechter die Sorge- und die Care-Arbeit und die Kindererziehung einfach aufteilen können. Das heißt, ein Arbeitsmodell, das sich im Leben den momentanen Lebenswirklichkeiten von Paaren einfach besser anpasst.

DOMRADIO.DE: Das heißt auch eine Erleichterung von Teilzeit-Arbeitsverträgen beispielsweise?

Kainz: Eine Erleichterung zum Beispiel. Und die Möglichkeit, verschiedene Stundenmodelle auszuprobieren.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt eine politische Maßnahme sofort umsetzen könnten, was wäre das?

Kainz: Ganz wichtig ist dem Frauenbund, den Frauen klar zu machen, dass sie hier später Einbußen haben und vor allem von der politischen Geschichte her dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen geebnet werden. Die Möglichkeiten bestehen.

DOMRADIO.DE: Und wenn wir nicht nur politisch gucken, sondern auch vom Katholischen Deutschen Frauenbund aus, was kann da getan werden, was Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit angeht?

Kainz: Die Überzeugungsarbeit einfach weiter zu tun. Wir sind immer dabei, unsere Möglichkeiten, die wir sehen, sichtbar zu machen, weiter an der Politik dran zu bleiben, dass sie weitermachen. Stichwort "Optionszeitenmodell", dass das weiter bearbeitet wird. Und wir als Frauenbund werden nicht still werden, auf diese Ungleichheit hinzuweisen, dass diese Arbeit einfach noch nicht richtig entlohnt ist und noch nicht sichtbar genug ist.

DOMRADIO.DE: Das heißt dann: Liebe Männer, bitte macht mehr Hausarbeit?

Kainz: Nein, so würde ich es nicht sehen. Aber ich glaube, man sollte einfach miteinander reden und sich klar werden, wie es für beide am besten ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR