Freiburger Erzbischof kritisiert "Zukunftsverlust" bei Neujahrsempfang

"Zeugnis einer lebendigen Hoffnung sein"

Beim Neujahrsempfang des Erzbistums Freiburg zeigt Erzbischof Stephan Burger dramatische Krisen und Konflikte auf. Und doch will er Christinnen und Christen dazu ermutigen, sich weiterhin für Frieden und Umwelt zu engagieren.

Erzbischof Stephan Burger / © Silas Stein (dpa)

Trotz Krisen und Kriegen weltweit hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zu anpackender Zuversicht aufgerufen. "Wir Christen und Christinnen sollen nicht die Hoffnungslosigkeit der Welt verdoppeln, sondern Zeugnis einer lebendigen Hoffnung sein", sagte Burger laut Redemanuskript am Dienstag beim Neujahrsempfang des Erzbistums Freiburg.

"Unsere Zeit ist keine Zeit von hoffnungsfrohen Visionen oder gar von Utopien. Eher werden falsche Vergangenheiten verklärt", kritisierte Burger. An der Stelle dieses "Zukunftsverlustes" brauche es aber neuen Optimismus.

Mehr Umwelt- und Klimaschutz

Der Bischof forderte auch weitere Anstrengungen für Umwelt- und Klimaschutz und gegen das Artensterben. Die aktuellen Kriege und Krisen, etwa in der Ukraine, in Nahost und in Syrien, dürften nicht den Kampf gegen die Erderwärmung von der politischen Agenda verdrängen. Er sicherte zu, in den Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen den Klimaschutz weiterzuführen, etwa mit dem Ausbau von Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden.

Photovoltaik auf Kirchendach (Symbolbild) / © Bodo Schackow (dpa)

Burger ging auch auf den öffentlichen Streit um die Freistellung des langjährigen Freiburger Domkapellmeisters Boris Böhmann ein. Der Erzbischof sprach von einer belastenden Situation für alle Beteiligten. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und vielen vergeblichen Versuchen eines guten Miteinanders habe die Bistumsleitung schließlich mit der Kündigung und Freistellung Konsequenzen ziehen müssen.

Gegen Hass, Hetze und Fake News wenden 

Burger dankte allen, die sich weiterhin für die Dommusik engagieren wollten. "Trotz allem haben sich Personen bereitgefunden, die kirchenmusikalische Arbeit fortzusetzen und einen Neuanfang zu ermöglichen. Mit dieser Hoffnung gehe ich in dieses neue Jahr." Gegen die Kündigung und Freistellung Böhmanns gab und gibt es Proteste aus den betroffenen Chören der Dommusik. Böhmann geht rechtlich gegen die Kündigung vor.

Der Freiburger Erzbischof rief auch dazu auf, Hass, Hetze und Fake News in den Sozialen Medien zu widersprechen. Jeder und jede sei aufgerufen, für gesellschaftlichen Frieden und sachliche Debatten einzutreten. "Würde und Anstand sowie unsere rechtsstaatlichen Prinzipien müssen immer gewahrt bleiben."

Erzbistum Freiburg in Zahlen

Das Erzbistum Freiburg ist eines der größten der 27 deutschen Bistümer. Es erstreckt sich über 16.300 Quadratkilometer. Dazu gehören Schwarzwald, Bodensee und Hochrhein, Oberrheinische Tiefebene, Odenwald, die Region Hohenzollern und Taubertal. Zusammen mit der Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart deckt es das Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ab.

Im Bistum arbeiten knapp 400 Priester und 600 weitere hauptamtliche Seelsorger: Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)