Pfadfinder bringen das Friedenslicht aus Bethlehem

"Frieden ist nur in Vielfalt möglich"

Am dritten Adventssonntag erwarten die Pfadfinder in Nordrhein-Westfalen wieder das Friedenslicht aus Bethlehem. In diesem Jahr jährt sich die Aktion zum 25. Mal. Sie steht nun unter dem Motto "Frieden braucht Vielfalt". Was steckt dahinter?

Friedenslicht aus Betlehem / © RDP/RdP / „R. Adloff“ (RDP/RdP)
Friedenslicht aus Betlehem / © RDP/RdP / „R. Adloff“ ( RDP/RdP )

DOMRADIO.DE: Was bringt diese Friedenslicht-Aktion? Warum machen Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Jahr für Jahr?

Matthias Feldmann (Bundeskurat der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg / DPSG): Es soll ein Zeichen dafür sein, dass wir uns dem Frieden verpflichtet fühlen. Das ist ein Thema der Pfadfinder-Friedensfahrt. Und da ist dieses Licht aus Bethlehem einfach ein tolles Zeichen, das wir an andere Menschen weitergeben können. Ein Zeichen, dass wir Frieden bringen wollen und den Menschen Frieden wünschen.

DOMRADIO.DE: Und wie funktioniert die ganze Aktion? Ursprünglich entzündet wird die Flamme des Friedenslichtes an der Geburtskirche Jesu, also in Bethlehem, oder?

Feldmann: Ganz genau. Es ist eine Aktion, die der Österreichische Rundfunk gestartet hat. Deswegen ist es auch immer ein Kind aus Oberösterreich, das in der Geburtskirche dieses Licht entgegennimmt. In diesem Jahr war es ein Elfjähriger Pfadfinder aus Vorchdorf. Er hat von einem griechisch-orthodoxen Pater die Flamme entgegengenommen und da wurde dann die Lampe entzündet. Von da aus geht es mit dem Flugzeug nach Österreich. Damit das Feuer im Flugzeug transportiert werden darf, braucht man natürlich ein explosionssicheres Gefäß und zahlreiche Ausnahmegenehmigungen. Aber das ist inzwischen gut eingespielt.

DOMRADIO.DE: Die Reise des Lichtes ist aber auch nach dem Flug nicht vorbei, sondern es geht weiter. Zum Beispiel von Wien aus in die Diözesen, dann in die einzelnen Gemeinden und schließlich zu den Menschen in die Wohnungen. Wo liegen da die Schwierigkeiten?

Feldmann: Es bleibt spannend, auch wenn der Flug schon vorbei ist. Wir bringen das Licht in diesem Jahr von Linz aus mit der Bahn nach Deutschland. Da gelten ähnlich hohe Sicherheitsstandards. Wir haben in letzter Zeit gesehen, dass Feuer auch für die Bahn eine sehr gefährliche Angelegenheit ist, deswegen braucht es auch spezielle Sicherheitsgefäße und eine Anmeldung. Beispielsweise dürfen in einem Zug nur zwei Laternen transportiert werden, die an einem bestimmten Ort gut bewacht werden.

DOMRADIO.DE: Dieses Jahr jährt es sich zum 25. Mal, dass das Friedenslicht nach Deutschland kommt. Wird dementsprechend am Wochenende besonders gefeiert?

Feldmann: Ich glaube, dass sich schon einige Leute für Ihre Aussendungsfeiern etwas Besonderes überlegt haben. Ich muss gestehen, dass ich in dem Bereich, in den Details nicht so informiert bin. Ich habe gehört, dass in Köln mit der Aussendungsfeier am Sonntag eine Friedensdemonstration von den Pfadfindern und Pfadfinderinnen verbunden werden soll, um diese Botschaft nochmal deutlicher nach außen zu tragen.

DOMRADIO.DE: Also soll ein Zeichen gegen jede Form der Diskriminierung und Ausgrenzung gesetzt werden. Das Motto für dieses Jahr heißt "Frieden braucht Vielfalt. Zusammen für eine tolerante Gesellschaft." Wie kann so eine kleine Flamme denn dazu beitragen, dass wir alle toleranter werden?

Feldmann: Sie kann dazu beitragen, weil sich Menschen von dieser Flamme sehr ansprechen lassen. Menschen sind immer wieder angerührt von der Erfahrung, eine solche Flamme geschenkt bekommen. Sie sind zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt ganz überrascht, irgendwas kostenlos zu bekommen. Ich glaube, das kann in Menschen etwas auslösen. Wenn man das dann mit der Botschaft dieses Mottos verbindet, kann das vielleicht bei dem einen oder der anderen auch Nachdenken anregen. Das hoffen wir.

DOMRADIO.DE: Und wieso braucht Frieden Vielfalt? Wie ist das zu verstehen?

Feldmann: Es geht darum, dass wir Menschen sehr unterschiedlich sind und dass Frieden nur gelingen kann, wenn wir diese Vielfalt annehmen und uns gegenseitig mit den Grenzen und allem, was wir mitbringen, akzeptieren. Frieden ist nur in dieser Vielfalt möglich. Es hat schließlich noch nie zu Frieden geführt, alle auf ein Maß zu bringen.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn so etwas wie Erfolge? Wie hat sich die Aktion in diesem Vierteljahrhundert entwickelt?

Feldmann: Die Aktion hat sich auf jeden Fall sichtbar entwickelt. Es hat mit drei Menschen in Österreich angefangen, die das Licht mit nach Deutschland gebracht und verteilt haben. Inzwischen gibt es große Feiern in über 30 Städten und das Licht wird in ganz vielen Gemeinden vor Ort verteilt. Erfolg ist natürlich in dem Zusammenhang schwer messbar, aber es wird an wirklich viele Menschen weitergebracht und ich würde es jedes Mal als Erfolg sehen, wenn es jemanden erreicht, der davon ein bisschen angerührt ist. Das Friedenslicht wird zu vielen Menschen gebracht, die einsam zu Hause, im Altenheim oder Krankenhaus sind. Und da bringt es für viele Menschen wirklich eine echte Freude im Advent.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Jugendliche bei der Aussendung des Friedenslichts / © Harald Oppitz (KNA)
Jugendliche bei der Aussendung des Friedenslichts / © Harald Oppitz ( KNA )

Austeilung des Friedenslichts / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Austeilung des Friedenslichts / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )
Quelle:
DR