Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Jordaniens Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen als vorbildhaft gewürdigt.
Das Land habe 770.000 Syrer aufgenommen; dies sei so, als ob Deutschland 5,7 Millionen Menschen Aufnahme gewähre, sagte sie am Freitag im italienischen Assisi. "Wir Europäer tun gut daran, uns diese Dimension vor Augen zu führen", so die Kanzlerin. Das nötige nicht nur Respekt vor Jordanien ab, sondern fordere auch die Solidarität Europas.
Merkel äußerte sich bei der Verleihung eines Friedenspreises an Jordaniens König Abdullah II. in dem umbrischen Wallfahrtsort.
Franziskanerminoriten ehren jordanischen König
Der franziskanische Orden der Minoriten ehrte Abdullah II. für seinen Einsatz für Menschenrechte, ein harmonisches Zusammenleben unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften und die Aufnahme von Flüchtlingen. Merkel, die im Vorjahr mit dem undotierten Preis ausgezeichnet worden war, hielt die Laudatio.
"Frieden wächst nicht von allein", sagte Merkel. "Er ist niemals selbstverständlich, und wenn er erreicht ist, muss er immer neu geschaffen und bewahrt werden", so die Kanzlerin. Dafür brauche es besonnene, barmherzige und weltoffene Menschen.
Abdullah II. unterstrich, nur mit vereinten Kräften könne die Menschheit die aktuellen Herausforderungen bestehen. Er nannte die globalen Krisen, den Umweltschutz und Zukunftschancen für die Jugend.
Die Völker der Welt seien zwar unterschiedlich, hätten aber alle die gleichen Sorgen, Bedürfnisse und Hoffnungen. Auch für den Kampf gegen Terrorismus und Hass brauche es gemeinsames Handeln, Dialog und geteilte Werte.
Würdigung von Engagement für Gemeinwohl und Völkerverständigung
Dem Festakt in der Basilika San Francesco wohnten auch Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte und der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, bei. Die katholische Kirche in Italien vertrat der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti aus dem benachbarten Perugia.
Die Friedenslampe der Minoriten ist eine Nachbildung der gläsernen Öllampe, die am Grab des heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226) in der Unterkirche von San Francesco brennt. Der Orden würdigt damit politisches Engagement für Gemeinwohl und Völkerverständigung.
Mit der Auszeichnung ist auch der Titel eines "Weltfriedensbotschafters" verbunden. In früheren Jahren ging die Lampe unter anderen an Lech Walesa, Jassir Arafat, Michael Gorbatschow und Schimon Peres – 2018 wurde Angela Merkel selbst ausgezeichnet.