Nobel unterzeichnet Testament - Preise werden 125 Jahre alt

Friedensapostel und Kriegsgewinnler

Eigene Kinder hatte er nicht. Deshalb vermachte Alfred Nobel - gegen den Widerstand seiner Familie - einen Teil seines riesigen Vermögens für einen guten Zweck: Vor 125 Jahren schlug die Geburtsstunde der Nobelpreise.

Autor/in:
Christoph Arens
Testament von Alfred Nobel / © Jessica Gow / Tt (dpa)
Testament von Alfred Nobel / © Jessica Gow / Tt ( dpa )

Er war Kosmopolit und Vagabund, Idealist und bedenkenloser Firmenaufkäufer, Friedensapostel und Kriegsgewinnler. So widersprüchlich lässt sich Alfred Nobel (1833-1896) charakterisieren.

Vor 125 Jahren, am 27. November 1895, unterzeichnete der schwedische Chemiker und Erfinder sein Testament, in dem er festlegte, dass mit einem Teil seines riesigen Vermögens - nämlich 30 Millionen damaliger Goldkronen - ein Preis für Wissenschaftler, Literaten und Friedensstifter gegründet werden soll. Die Geburtsstunde der Nobelpreise schlug.

Bisher rund 960 Personen und Organisationen ausgezeichnet

Nur ein Jahr später starb Nobel in San Remo an einem Herzinfarkt. 1901 wurden die Preise erstmals verliehen - für diejenigen, "die während des vorangegangenen Jahres der Menschheit das größte Wohl gewährt haben", wie es Nobel in seinem Testament gewünscht hatte. Und zwar auf den Gebieten der Physik, der Chemie, der Medizin, der Literatur sowie "an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat".

Seit 1968 gibt es außerdem den von der Schwedischen Nationalbank gestifteten Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Bis heute sind rund 960 Personen und Organisationen mit den Preisen ausgezeichnet worden, die als wichtigste weltweit gelten.

Tüftler mit zahlreichen Erfindungen

Der unermüdliche Tüftler Alfred Nobel wurde 1833 in Stockholm als Sohn einer Ingenieursfamilie geboren. Er sei geprägt worden von einem maßlosen Selbsthass und einem Gefühl von Leere und Langeweile, das er durch eine fanatische Arbeitswut zu überdecken versucht habe, schreiben seine Biografen. Und zitieren gerne die folgende Selbst-Charakterisierung des Preisstifters: "Alfred Nobel, erbärmliches Halbgeschöpf, hätte bei seinem Eintritt in dieses Leben von einem menschenfreundlichen Arzt erstickt werden sollen."

Nach und nach baute der Chemiker ein weltweites Imperium von Fabriken auf und brachte es in seinem Forscherleben auf 355 Patente, die vom Gasmesser bis zur pneumatischen Fahrradgangschaltung reichen. Doch auch für seine musische Ader fand er Zeit: Er schrieb Dramen und Gedichte und wäre wohl gern auch Schriftsteller geworden.

Erfinder des Dynamits

Nobels Karriere entwickelte sich explosionsartig, als er 1866 das Dynamit erfand - eine Mischung aus dem hoch explosiven Nitroglycerin und Kieselgur. Kieselgur vermindert die Sprengkraft des Nitroglycerins zwar nur um ein Viertel, macht es aber unempfindlich für Erschütterungen.

Der Erfinder nannte den neuen Sprengstoff nach dem altgriechischen Wort dynamis (Kraft). Die Sprengstoff-Mischung erleichterte den Bau von Eisenbahnen und Straßen, gab aber auch dem Krieg ein neues, noch unmenschlicheres Gesicht.

Familie wollte Gründung des Nobelpreises verhindern

War es das schlechte Gewissen, das Nobel veranlasste, die Stiftung zu gründen und die Preise auszuloben? Die Interpretationen gehen da auseinander. Fest steht, dass seine Familie - Nobel hatte keine eigenen Kinder - versuchte, die Gründung des Preises zu verhindern.

Angeblich hatte ihn eine Zeitungsschlagzeile aus dem Jahr 1888 zum Nachdenken gebracht. Als sein Bruder Ludvig starb, verwechselte eine französische Zeitung die beiden und veröffentlichte versehentlich einen Nachruf auf Alfred Nobel. Die Überschrift des Artikels lautete: "Der Kaufmann des Todes ist tot."

Die der gesamten Gesellschaft Gutes tun

Möglich auch, dass die österreichische Friedensforscherin Bertha von Suttner Nobel zur Stiftung des Preises angeregt hat. Mit ihr war der Schwede eng befreundet; sie war eine zeitlang seine Privatsekretärin. Von Suttner erhielt 1905 den von ihr angeregten Friedensnobelpreis.

Gustav Källstrand vom Nobelmuseum vertritt allerdings eine dritte Meinung: Nobel soll gemeint haben, dass geerbter Reichtum faul mache. Stattdessen wollte er Menschen auszeichnen, die der gesamten Gesellschaft mit ihren Ansichten und Entdeckungen Gutes tun.


Büste von Alfred Nobel in Oslo / © trabantos (shutterstock)
Büste von Alfred Nobel in Oslo / © trabantos ( shutterstock )
Quelle:
KNA