Friedensimpuls aus Jerusalem von Abt Nikodemus

Wer sind die unsichtbaren Christen?

Das Hochfest Mariä Himmelfahrt spielt für die Dormitio-Abtei in Jerusalem eine sehr große Rolle. Wer sind neben Maria aber die unbekannten Christinnen im Heiligen Land? Ein Kunstwerk stellt sie in den Mittelpunkt.

Benediktinerpater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Benediktinerpater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Diesen Monat, am 15. August, feiert die Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Unsere Dormitio-Abtei ist an dem Ort gebaut, an dem Maria nach katholischer Überzeugung entschlafen und in den Himmel aufgestiegen ist. Das heißt, dass viele Pilger rund um diesen Tag zu uns kommen werden. Sie werden dann auch die Kunstaustellung "Believe – Glaube" bei uns entdecken. Acht einheimische Künstlerinnen und Künstler befassen sich mit der Frage ihrer Glaubensüberzeugungen. In unserer Krypta hat sich die jüdische Künstlerin Ester Shneider mit der Kräuterweihe befasst, die dann auch am 15. August stattfindet. 

Blick auf die Türme der Dormitio-Abtei am 23. September 2021 in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Blick auf die Türme der Dormitio-Abtei am 23. September 2021 in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Dormitio-Abtei als unser Lebensmittelpunkt ist allerdings nicht nur Maria, sondern vielen Frauen wichtig. Die heiligen Frauen des Alten Testaments spielen bei uns eine große Rolle. Aber auch in den schlimmsten Kriegstagen war dieser Ort nie ohne Beterinnen. Dabei denken wir auch an die unsichtbaren Christen. Es gibt nämlich bei uns im Heiligen Land nicht nur Christen, die Arabisch oder Hebräisch sprechen. Nicht nur die "Profi-Christen", wie deutsche Benediktiner, englische Jesuiten oder französische Dominikaner. Es gibt hier auch über 100.000 Katholikinnen vor allem, die hier in der Pflege, der Landwirtschaft arbeiten oder als Reinigungskräfte. 

Abt Nikodemus Schnabel OSB

"Auch in den schlimmsten Kriegstagen war dieser Ort nie ohne Beterinnen."

Nira Pereg, eine andere jüdische Künstlerin, hat sich gefragt: Wo kommen eigentlich diese Beterinnen zur Ruhe? Wo schlafen sie? Ihr Kunstwerk zeigt Polaroidfotos dieser christlichen Migrantinnen, die sonst unsichtbar bleiben. Das finde ich sehr berührend. 

Ich frage Sie: Wissen Sie eigentlich, wer bei Ihnen zuhause zu Ihren Glaubensgeschwistern gehört? 

Ich grüße Sie ganz herzlich vom Ort der Dormitio,

Ihr Abt Nikodemus

Mariä Himmelfahrt

Am 15. August feiert die katholische Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Es hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. In der römischen Kirche wird die – in der Bibel nicht beschriebene – Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert.

Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo (KNA)
Mariä Himmelfahrt, Fenster der Kirche Notre-Dame-des-Airs / © P.Razzo ( KNA )
Quelle:
DR