Weihe von Nikodemus Schnabel zum neuen Dormitio-Abt

Festliches Ritual mit buntem Flair

Eine Abtsweihe im Heiligen Land ist immer eine besondere Zeremonie. Künftig wird der deutsche Benediktiner Nikodemus Schnabel der Jerusalemer Dormitio-Abtei vorstehen. Auf den neuen Abt warten große Aufgaben.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Nikodemus Schnabel (m. liegend), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, empfängt die Abtsbenediktion / © Afif Amireh (KNA)
Nikodemus Schnabel (m. liegend), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, empfängt die Abtsbenediktion / © Afif Amireh ( KNA )

Es war eine festliche Zeremonie vor einer Traumkulisse, mit der der neue Abt der Jerusalemer Dormitio-Abtei, Nikodemus Schnabel (44), die liturgische Weihe für sein Amt erhielt.

Nikodemus Schnabel (m.), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, bei seiner Abtsweihe / © Afif Amireh (KNA)
Nikodemus Schnabel (m.), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, bei seiner Abtsweihe / © Afif Amireh ( KNA )

Am Pfingsttag, an dem die Kirche an die Herabkunft des Heiligen Geistes im wenige Meter entfernten Abendmahlsaal und an das Sprachenwunder erinnert, nahm der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa seinen Mitarbeiter in die kirchliche Leitungsebene im Heiligen Land auf.

In der frisch renovierten Basilika, die mit ihrem Turm und der Kuppel markant die Kulisse Jerusalems prägt, hatten sich rund 400 Teilnehmer versammelt, darunter auch hochrangige Vertreter aus Ökumene und Diplomatie.

Zeremonie erinnerte stark an eine Bischofsweihe

Zu Beginn der Zeremonie stellte der Prior des Klosters dem Patriarchen den neuen Abt als rechtmäßig gewählten Oberen der Mönchsgemeinschaft vor. In einer Art Treueeid versprach Schnabel, seine Mitbrüder nach der Regel des Heiligen Benedikt zu monastischem Leben anzuhalten, die Güter des Klosters klug und zum Wohl der Mönche sowie der Armen und Hilfesuchenden zu nutzen und der Kirche und dem Papst die Treue zu bewahren.

Die Zeremonie erinnerte stark an eine Bischofsweihe: Aufsetzen der Mitra, Überreichen des Krummstabes und des Rings. Allerdings fehlte die Salbung mit heiligem Öl, die Handauflegung und das Weihegebet; schließlich handelte es sich nicht um eine sakramentale Weihe sondern "nur" um eine Benediktion, eine Segnung.

Nikodemus Schnabel (kniend), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, empfängt die Abtsbenediktion von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (2.v.r.) / © Afif Amireh (KNA)
Nikodemus Schnabel (kniend), Abt der Benediktinerabtei Dormitio, empfängt die Abtsbenediktion von Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (2.v.r.) / © Afif Amireh ( KNA )

An das vielsprachige Pfingsterlebnis erinnerte dann auch die musikalische Gestaltung des auf Englisch und Latein gefeierten Gottesdienstes. Der neue Abt hatte sich ausdrücklich eine Mitwirkung aus seinem bisherigen Aufgabenbereich als Patriarchalvikar für Migranten und Asylsuchende gewünscht. Und so erklangen unter der roten Kuppel der Abtei neben dem gregorianischen Heilig-Geist-Hymnus auch Gesänge und Rhythmen von Filipinos und Äthiopiern.

Die Weihe von Abt Nikodemus sei ein wichtiger Moment für die ganze Kirche von Jerusalem, sagte der Patriarch in seiner Predigt. Als Vater der Benediktiner auf dem Zion sei er ein geistlicher Bezugspunkt "für unsere kleine aber schöne Mutter Kirche von Jerusalem". Die Kirche auf dem Zion solle eine Quelle des Friedens und Ort des Gebetes sein, der auch den Migranten und Asylsuchenden offen stehe, für die sich der neue Abt bislang als Patriarchalvikar eingesetzt hatte, so Pizzaballa.

Neuer Abt dankt Benediktinern

Am Ende des Gottesdienstes dankte der neue Abt zunächst den Benediktinern der Dormitio-Abtei und des Priorats Tabgha, die ihn gewählt hatten. Er dankte dem Patriarchen für die Weihezeremonie und zugleich für das Vertrauen und die Möglichkeit, in den vergangenen zwei Jahren als Patriarchalvikar die Weite der Weltkirche erfahren zu können. Und sichtliche bewegt dankte Schnabel seiner Mutter, die zu der Feier nach Jerusalem angereist war.

Abtsweihe von Nikodemus Schnabel / © Afif Amireh (KNA)
Abtsweihe von Nikodemus Schnabel / © Afif Amireh ( KNA )

Auf den neuen Abt kommen große Aufgaben zu: Er muss die benediktinische Mönchsgemeinschaft auf dem Jerusalemer Zionsberg und im Priorat Tabgha führen, zusammenhalten, bei der Gottsuche begleiten, auf neue Ziele hin motivieren, ihr Profil schärfen und seinem Kloster neue Attraktivität verschaffen. Das alles in einer Phase, in der die Christen im Heiligen Land sich wachsendem Druck von außen ausgesetzt fühlen, wie Schnabel in diesen Tagen mehrfach betonte.

Sicher wird er dabei seine bisherigen akademischen und kulturellen Aufgaben im Blick behalten - das Theologische Studienjahr Jerusalem und das Institut der Görresgesellschaft - auch wenn er im Kloster manches delegieren dürfte. Sicher wird er auch die Erfahrungen seiner Jahren als Patriarchalvikar für Migranten weiterführen und sein Kloster nicht nur für deutschsprachige Pilger, Studenten, Volontäre und Expats, sondern auch international weiter öffnen. Dabei dürfte ihm seine exzellente Vernetzung zugute kommen, die er auch in Deutschland ausgebaut hat - und in Rom.

Dormitio-Abtei

Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden. Am 3. Februar wählte die Gemeinschaft den deutschen Benediktiner Nikodemus Schnabel (44) zum neuen Abt.

Abtei Dormitio in Jerusalem / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Abtei Dormitio in Jerusalem / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA