​Friedensnobelpreisträger: Verbraucher sollen Einfluss nutzen

Für saubere Produktionswege

​Der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege hat Verbraucher aufgerufen, ihren Einfluss auf die Industrie zu nutzen. "Zwingen sie die Firmen zu Transparenz", appellierte er in der Stuttgarter Stiftskirche 

Minenarbeiter im Osten des Kongo / © Harald Oppitz (KNA)
Minenarbeiter im Osten des Kongo / © Harald Oppitz ( KNA )

Als Beispiel nannte Mukwege am Montagabend den Abbau des Erzes Coltan, das ein wesentlicher Bestandteil bei der Produktion von Handys ist. Er forderte, Coltan auf saubere Art und Weise zu produzieren und dabei die Menschenrechte zu berücksichtigen.

Der Anteil der Demokratischen Republik Kongo an der weltweiten Coltan-Förderung liegt bei rund 40 Prozent. Lokale Banden kontrollieren den Abbau. Sie sind für eine Vielzahl von Verbrechen verantwortlich, auch für die Vergewaltigung Zehntausender Frauen.

"Spitze des Eisbergs"

Der für sein Engagement gegen sexualisierte Gewalt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Gynäkologe berichtete, er habe inzwischen rund 50.000 Frauen behandelt - und das sei "nur die Spitze des Eisbergs".

Auch heute noch gebe es Gewalt gegen Frauen und Kinder. Wo viele bewaffnete Gruppen herumliefen, gebe es besonders viele Vergewaltigungen. Diese Verbrechen fänden oft vor den Augen der Familie samt ihrer Kinder statt. So würden nicht nur die eigentlichen Opfer, sondern auch deren Angehörige traumatisiert.

Vortragsreise in die Bundesrepublik

Coltan wird nach den Worten des Arztes "durch eine in ihrer Gewalt entmenschlichte Mafia abgebaut". Zu der Veranstaltung mit Mukwege waren Hunderte in die überfüllte Stiftskirche gekommen. Am Ende erhielt der Mediziner minutenlangen Applaus der Zuhörer.

 

Nice to meet the Chairman of the Evangelical Churches of Germany, @landesbischof Rev. Heinrich Bedford-Strohm, at @kirchentag_de Dortmund. I am encouraged by your commitment to fight against impunity in #DRCongo in order to restore real Peace. https://t.co/FMeu1J5E9f

— Denis Mukwege (@DenisMukwege) 20. Juni 2019

 

Der von den beiden großen Kirchen unterstützte Mukwege ist seit einigen Tagen in der Bundesrepublik. Vom Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Dortmund reiste er am Sonntag nach Tübingen zum Deutschen Institut für ärztliche Mission (DIFÄM), das den Mediziner seit knapp drei Jahrzehnten unterstützt. Am Sonntagabend kamen rund 1.500 Menschen zu einem Vortrag in die Universität.

Nach einem Eintrag ins Goldene Buch der Neckarstadt fuhr Mukwege am Montag nach Stuttgart und traf dort mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zusammen.


Denis Mukwege erhält den Friedensnobelpreis / © Henrik Montgomery (dpa)
Denis Mukwege erhält den Friedensnobelpreis / © Henrik Montgomery ( dpa )
Quelle:
KNA