Der evangelische Kirchentag in Dortmund ist am Freitag in den dritten Tag gestartet. Am Morgen versammelten sich Tausende Gläubige zu Bibelarbeiten. Für den Nachmittag sind wieder Diskussionsrunden zu aktuellen Themen geplant. Dazu wird unter anderen Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege erwartet. Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit 118.000 Teilnehmern steht unter dem Leitwort "Was für ein Vertrauen" und dauert bis Sonntag.
Frauenrechte, Mauerfall und Klimaschutz
Am Donnerstagabend gaben bekannte Musiker umjubelte Konzerte. Unter anderem trat die Berliner Band "Culcha Candela" vor rund 14.000 Zuschauern auf dem Hansaplatz auf. Die Hiphopper spielten zusammen mit der A-Capella-Gruppe "Alte Bekannte", zu der auch drei ehemalige Mitglieder der ehemaligen "Wise Guys" gehören. Die Kölner Band trat seit 2005 immer wieder auf dem Protestantentreffen auf, 2017 löste sie sich allerdings auf.
Auf den Podien des evangelischen Kirchentages in Dortmund geht es am Freitagnachmittag unter anderem um Frauenrechte, 30 Jahre Mauerfall und Klimaschutz. So wird der Arzt und Friedensnobelpreisträger Mukwege zu einer Diskussion über Gewalt an Frauen in seiner krisengeschüttelten Heimat Kongo erwartet.
Über den Kohleausstieg und Erneuerbare Energien debattiert Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit dem Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber und weiteren Experten. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nimmt an einer Gesprächsrunde zum Thema "30 Jahre Mauerfall - Wie gerecht geht es zu in der Republik?"teil.
"Demokratisierung des Digitalen"
Am Donnerstag hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einer Grundsatzrede eine "Demokratisierung des Digitalen" gefordert. Die digitale Welt von heute diene derzeit den Interessen derer, "die unsere Geräte voreinstellen, unsere Anwendungen programmieren und unser Verhalten lenken wollen", sagte er. Es gehe um die "Rückgewinnung des politischen Raumes", sagte Steinmeier und forderte gesetzliche Regelungen sowie internationale Vereinbarungen, um "das Spiel zu unterbrechen und die Spielregeln zu überprüfen".
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verlangte die Aufnahme aller im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge in der Europäischen Union. Es müsse ein Verteilmechanismus organisiert werden, damit nicht bei jedem Schiff neu darüber verhandelt werden müsse, wo und ob die Menschen an Land gehen dürften, sagte er am Donnerstag.
Bedford-Strohm verlangte unter großem Applaus, die 43 Flüchtlinge, die seit einer Woche auf dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" vor Lampedusa festsitzen, müssten endlich an Land gehen dürfen. "Europa verliert seine Seele, wenn wir so weitermachen", mahnte der EKD-Ratsvorsitzende am Weltflüchtlingstag.