DOMRADIO.DE: Erich Läufer ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Viele Jahre war er Chefredakteur der Kölner Kirchenzeitung und hat bis zuletzt für die Kirchenzeitung geschrieben. 1953 wurde Erich Läufer zum Priester im Erzbistum Köln geweiht. 1994 wurde er zum Prälaten ernannt und 2001 zum Ehrendomherr des Kölner Metropolitankapitels. Viele Jahre haben Sie mit Erich Läufer zusammengearbeitet. Sie waren befreundet und haben ihn noch vor kurzem besucht. Welchen Eindruck hatten Sie da?
Robert Boecker (Chefredakteur der Kölner Kirchenzeitung": Ich habe glücklicherweise letzte Woche Freitag die Gelegenheit gehabt, ihn zu besuchen. Es war eigentlich vom Gesprächsverlauf wie immer. Er war geistig total fit, voller Pläne, voller Ideen, auch für neue Artikel. Wir haben gemeinsam über Kommentarthemen gesprochen. Er hat gelesen, er hat geschrieben.
Aber der Körper machte einfach nicht mehr mit. Es war traurig zu sehen, wie das Ende absehbar war. Wobei man natürlich dankbar sein muss, dass er fast 97 Jahre gelebt hat und bis zum Schluss in völliger geistiger Klarheit alles beurteilen konnte. Er war eine besondere, beeindruckende Persönlichkeit und wirklich ein guter Freund für mich.
DOMRADIO.DE: Er hat bis zuletzt für die Kölner Kirchenzeitung geschrieben. Da hat er auch ein besonderes Verhältnis zu den Lesern, die seine Artikel besonders schätzten, oder?
Boecker: Ja, Erich Läufer hat die Fähigkeit gehabt, Dinge so zu formulieren, dass sie die Menschen in ihrem Innersten berührt haben. Er hat Themen auf den Punkt gebracht. Und zwar mit einer Emotionalität, einem Gefühl, das einen persönlich anspricht und etwas mit einem macht. Das hat seine Arbeit über viele Jahrzehnte ausgezeichnet. Er wird eine große Lücke hinterlassen, bei der wir nicht wissen, wie wir sie schließen sollen.
DOMRADIO.DE: Was war ihm denn als Chefredakteur und auch als Journalist der Kirchenzeitung wichtig?
Boecker: Es war ihm einerseits immer wichtig, treu zur Kirche zu stehen, aber andererseits auch Journalist zu sein und den Finger in die Wunden zu legen, die sich aufgetan haben. An der grundsätzlichen Loyalität hat es nie einen Zweifel gegeben. Aber aus dieser Loyalität heraus kritische Dinge auch zu beurteilen, das war ihm immer ein großes Anliegen.
DOMRADIO.DE: Das Heilige Land lag ihm besonders am Herzen, das hat man schon gemerkt, oder?
Boecker: Er fühlte sich im Heiligen Land zu Hause. Ich weiß gar nicht, wie oft er da gewesen ist. Er war ein absoluter Experte dafür. Seit frühester Jugend ist er dort hingefahren und hat alle biblischen Stätten besucht. Man musste ihn nur antippen und ein Stichwort sagen und man bekam sofort einen Vortrag im positiven Sinne gehalten.
Er ist auch selbstständig in die Palästinensergebiete gefahren, war auch ein mutiger Mann. Er ist auch in der Jugend in der ganzen Welt umhergereist und hat dann für den damals noch existierenden Schulfunk im WDR Reportagen von überall her gemacht.
DOMRADIO.DE: Eines seiner Lieblingssprüche war "Das Evangelium kommt auf zwei Beinen". Was hat ihn denn als Priester ausgezeichnet?
Boecker: Als Priester hat ihn ausgezeichnet, dass er für die Menschen da war. Es war ihm sehr wichtig, dass er in seiner Heimatgemeinde Manfort eine Kirche hatte, wo er bis zum Schluss Gottesdienst gefeiert hat und auch versucht hat, mit seinen wirklich bemerkenswerten Predigten die Menschen zu erreichen. Darüber hinaus darf man auch nicht vergessen, dass er durch seine Tätigkeit als Chefredakteur der Kirchenzeitung auch seelsorglich gewirkt hat.
Er hat mir sehr oft erzählt, wie viele Menschen ihn aufgrund eines Artikels angerufen haben, ihm geschrieben haben. Es war ihm immer ein Anliegen, jeden Schreiber persönlich mit der Hand einen Brief zurück zu schreiben. Er hat mir letzten Freitag noch aus Briefen von Menschen vorgelesen, die sich bei ihm bedankt haben, dass er ihnen in schwierigen Situationen Kraft gegeben hat. Das war schon etwas Besonderes.
DOMRADIO.DE: Erich Läufer war ein Jahrgang mit Papst Benedikt XVI., mit Joseph Ratzinger. Und er hat ihn auch getroffen.
Boecker: Er hat ihn getroffen. Ich möchte das gerne noch vorausschicken, mit Erich Läufer ist auch einer der letzten Soldaten gegangen, der den Zweiten Weltkrieg erlebt hat. Als junger Mensch mit 16 wurde er Luftwaffenhelfer und hat den Schrecken des Krieges erlebt und war in München auf einem Flughafen in der Luftabwehr eingesetzt.
In der Batterie daneben war Joseph Ratzinger auch als Luftwaffenhelfer. Da haben die beiden sich kennengelernt. Sie hatten auch ein gutes Verhältnis zueinander, haben immer wieder mal korrespondiert. Als der Papst beim Weltjugendtag 2005 im Kölner Dom war, ist Erich Läufer ihm noch mal vorgestellt worden und die beiden haben sich sehr herzlich ausgetauscht. Man merkte schon, dass da eine Verbindung war.
DOMRADIO.DE: Erich Läufer stand mit beiden Beinen im Leben. Das konnte man auch daran sehen, dass er ein großer Fußballfan war. Von welchem Verein denn?
Boecker: Erich Läufer war ein überzeugter Fan von Bayer Leverkusen. Er war dort über Jahrzehnte bei jedem Heimspiel zu Hause. Erich Läufer hat selber früher Fußball gespielt, sogar noch als Kaplan. Zum Entsetzen seiner vorgesetzten Geistlichen hat er noch in in der damaligen Oberliga gespielt. Er war ein richtig guter Sportler. Er war auch Bergsteiger und ein passionierter Tischtennisspieler. Aber sein Herz im Fußball hing an Bayer Leverkusen.
Als wir uns letzte Woche getroffen haben, hat er gesagt, dass es schön wäre, wenn er noch erleben könnte, dass Bayer Meister wird. Jetzt muss er die wahrscheinliche Meisterfeier der Leverkusener aus einer anderen Perspektive sehen.
DOMRADIO.DE: Sie führen in seinem Sinne die Kirchenzeitung weiter. Was bedeutet das für Sie? Welches Vermächtnis hinterlässt er da?
Boecker: Vor allem die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen und sich für die Kirche einzusetzen, ohne den Blick für die Probleme zu verlieren. Also, dass man eine große Loyalität hat, aber gleichzeitig auch einen Blick für die Schwächen. Das versuchen wir weiter zu machen.
Wir versuchen natürlich auch in seinem Sinne die Evangelisierung weiterzuführen. Denn es ist schon ein Stück weit Aufgabe der Kirchenzeitung, den Menschen auf unterschiedliche Art und Weise die frohe Botschaft nahezubringen.
Das Interview führte Johannes Schröer.