Fünf Fragen und Antworten zum Klimawandel

Es wird immer wärmer

An diesem Freitag will die Bundesregierung ihr Klimapaket vorlegen, zeitgleich ruft die Fridays for Future-Bewegung zum "Klimastreik" auf. Es folgt der UN-Klimagipfel in New York. Was sind die Hintergründe der Debatte? 

Autor/in:
Joachim Heinz
Fridays for Future: Aufschrift auf einer Tasche / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Fridays for Future: Aufschrift auf einer Tasche / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Klimawandel - was ist das noch gleich?

Natürliche Änderungen im Klima hat es immer schon gegeben. Das gilt auch für die sogenannten Treibhausgase, darunter Kohlendioxid (CO2). Sie sind für den Treibhauseffekt verantwortlich, zunächst einmal auch ein natürlicher Vorgang. Die Gase greifen in die Strahlungsbilanz zwischen eingehender Sonnenstrahlung und der von der Erdoberfläche abgehenden Wärmestrahlung ein. Gäbe es dieses Phänomen nicht, betrüge die mittlere Temperatur an der Erdoberfläche minus 18 Grad; dank CO2 und Co. sind es tatsächlich aber plus 15 Grad. Erhöht sich die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre, wird es wärmer. Diese Erwärmung hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark beschleunigt.

Hier kommt nun der von den Menschen verursachte Treibhauseffekt ins Spiel. Ein wesentlicher Faktor dabei ist der Rückgriff auf Kohle, Erdöl und Erdgas. Bei der Verbrennung dieser fossilen Brennstoffe gelangt zusätzliches CO2 in die Atmosphäre. Inzwischen sind 400 von einer Million Moleküle in der Atmosphäre Treibhausgasmoleküle. Vor der Industriellen Revolution lag dieser Wert bei 280 "parts per million" (ppm).

Was passiert, wenn die Durchschnittstemperatur auf der Erde steigt?

Ein paar Grad wärmer auf der Erde - das klingt nach wenig. Aber tatsächlich hätte eine Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gravierende Folgen. Polkappen und Gletscher schmelzen, extreme Wetterereignisse nehmen zu. Auswirkungen der Erderwärmung auf Ozeane, Küsten und Polarregionen nimmt am kommenden Mittwoch auch ein Sonderbericht des Weltklimarates IPCC in den Blick.

Mit dem Klimaabkommen von Paris verständigte sich die internationale Staatengemeinschaft im Jahr 2015 darauf, den Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zu 1850 zu begrenzen. Die bislang vorgelegten Selbstverpflichtungen würden bis Ende dieses Jahrhunderts nach allem, was wir wissen, allerdings zu einem Anstieg von 3,5 bis 4 Grad Celsius führen.

Dies hätte unter andrem zur Folge, dass Millionen Menschen durch Überflutungen der Küsten gefährdet sowie 20 bis 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Ein unumkehrbarer Abschmelzprozess der Eisschilde Grönlands und der westlichen Antarktis würde einsetzen; gesundheitliche Belastungen etwa durch Hitzestress, Durchfall- und Infektionskrankheiten nähmen massiv zu.

Ist der vergangene Supersommer hierzulande ein Zeichen für Klimawandel?

Die Experten unterscheiden zwischen Wetter und Klima. Das heißt: Ein heißer Sommer allein ist noch kein Indiz für den Klimawandel, die Zunahme von außergewöhnlichen Wetterphänomenen aber sehr wohl. So wurden die 20 wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in den vergangenen 22 Jahren registriert. Schon jetzt sind die Folgen spürbar. So führte der Supersommer 2018 in Deutschland bei der Landwirtschaft zu deutlichen Ernteeinbußen und Schäden in Höhe von rund 770 Millionen Euro. Nach den Temperaturrekorden in diesem Jahr wächst zudem die Sorge um den Zustand der Wälder.

Klimastreik , Klimakabinett und Klimagipfel - was hat es mit alledem auf sich?

Am Freitag will die Bundesregierung ihr Klimapaket vorlegen. Ein 138 Seiten starker Entwurf zum "Klimaschutzprogramm" kursierte bereits am Donnerstag. Darin geht es um Minderungen beim CO2-Ausstoß in den Bereichen Energiewirtschaft, Bauen, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft. Ein übergreifender Ansatz ist die sogenannte CO2-Bepreisung - entweder in Form einer Steuer oder über den Handel mit CO2-Zertifikaten. Letzteren gibt es bereits auf europäischer Ebene, allerdings nur für bestimmte Bereiche. Fachleute wie der Münchner Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher sprechen sich für eine Steuer aus, weil sie schneller wirksam würde und mit weniger Bürokratie auskäme.

Ebenfalls für Freitag hat die Fridays for Future-Bewegung zu einem "Klimastreik" aufgerufen. Rund um den Globus sind Proteste geplant, auch Nichtregierungsorganisationen und Kirchen beteiligen sich daran.

Die Staats- und Regierungschefs treffen sich von Samstag bis Montag in New York zum UN-Klimagipfel. Eine der Sprecherinnen wird die inzwischen weltweit bekannte Vorreiterin der Fridays for Future-Bewegung, die schwedische Schülerin Greta Thunberg, sein. Inhaltlich soll es unter anderem darum gehen, die Umsetzung der Vereinbarungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu beschleunigen. Die Gespräche werden auf der UN-Klimakonferenz vom 2. bis 13. Dezember in Chile fortgeführt.

Wo kann ich mich informieren?

Einen leicht verständlichen Überblick über die Datenlage bietet die Seite klimafakten.de. Aktuelle Debatten ordnet Stefan Rahmstorf in seinem Blog ein. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt bietet einen Text zum eigenen ökologischen Fußabdruck an unter fussabdruck.de. "Mutmachgeschichten" aus aller Welt - vom katholischen Hilfswerk Misereor und anderen Organisationen - finden sich auf dem Portal "Almanaque del Futuro".


Quelle:
KNA
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