Kurz vor Ostern 2017 befreiten griechische Restauratoren die Rotunde der Jerusalemer Grabeskirche von den letzten Baugerüsten. Doch bereits nach Weihnachten 2019 könnte sich eines der wichtigsten Gotteshäuser der Christenheit wieder in eine Baustelle verwandeln: Die drei an der Kirche beteiligten Konfessionen gaben am Dienstag in Jerusalem Pläne für weitere Restaurierungsarbeiten bekannt.
Nun soll der Steinboden der Kirche konserviert werden, archäologische Untersuchungen des Untergrund eingeschlossen.
Es waren diesmal die Franziskaner, die die Initiative ergriffen und sich mit den griechisch-orthodoxen und armenischen Mitbesitzern auf ein durch und durch italienisches Projektteam geeinigt haben: Experten des Zentrums für Konservierung und Restaurierung der Kulturgüter La Venaria Reale bei Turin, Italiens drittgrößtem Restaurierungszentrum, sowie der römischen Universität La Sapienza sollen die archäologisch wie kirchenpolitisch sensiblen Arbeiten durchführen. Im kleinen Kreis stellten Konfessionsvertreter und Fachleute am Dienstag das Projekt "Konservierung und Restaurierung des Steinbodens der Grabeskirche" vor.
Gute brüderliche Kooperation
Ausdrücklich betonten Franziskanerkustos Francesco Patton und seine beiden Counterparts, der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. und der Vertreter des armenischen Patriarchen Nourhan Manougian, die gute brüderliche Kooperation bei der ersten Restaurierungsphase 2016/17. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit sei Zeichen "des anhaltenden Einsatzes der Gemeinschaften für den Unterhalt und die Wiederherstellung dieses hochheiligsten Ortes, der in seiner Stille und Blöße das Wesen unseres Glaubens verkündet", so Patton.
Der von den italienischen Experten vorgestellte Zeitplan sieht eine zweimonatige Machbarkeitsstudie ab Januar vor, gefolgt von technischen, wissenschaftlichen und archäologischen Untersuchungen, die in die detaillierte Ausführungsplanung fließen sollen. Ende Oktober sollen dann konkrete Angaben zu Dauer und veranschlagten Kosten der tatsächlichen Restaurierung vorliegen, sagte die Projektkoordinatorin Paola Croveri der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Einigung der drei Konfessionen auf die Arbeiten an der Grabkapelle galt angesichts der nicht immer einfachen Beziehungen als eine kleine Sensation, ihre rasche Durchführung als Erfolg. Die Sensibilität der besonderen Baustelle scheint auch den Italienern bewusst, deren Arbeit unter der Aufsicht der von den jeweiligen Kirchen beauftragten Architekten und Technikern stehen wird.
Wiederholt verwies das Expertenteam auf die strikten Grundsätze des Projekts, das, so die stellvertretende Direktorin Michaela Cardinali, einer "interdisziplinären, konservativen und wissenschaftlichen Vorgehensweise" folge.
Lösungen "minimal-invasiv"
Die Belastung auf Materialien und Orte soll dabei möglichst gering, Lösungen "minimal-invasiv" gehalten werden. Die "besondere Bedeutung der Basilika und ihre religiöse, historische und kulturelle Funktion" werde man respektieren, so Cardinali. Vor allem soll der Zugang zu der heiligen Stätte für einheimische Christen wie Besucher gleichermaßen gewährleistet werden - kein einfaches Unterfangen, denn deren Zahl hat sich, so Kustos Patton, seit der Wiedereinweihung der Grabkapelle verdreifacht.
Während Patriarch Theophilos III. die Hoffnung aussprach, dass "das Leiden der Grabeskirche unter den diversen Arbeiten" mit der zweiten Restaurierungsphase endgültig abgeschlossen werden könne, hoffen die Archäologen diesmal auf einen besseren Einbezug. Zwar bleibe das Ziel die Restaurierung, so der franziskanische Archäologe Eugenio Alliata gegenüber der KNA. "Aber klar ist, dass die Arbeiten nicht ohne Ausgrabungen durchgeführt werden. Wenn man eine antike Stätte anrührt, braucht man einen archäologischen Experten, der die Funde interpretiert. Konservierung und Archäologie müssen Hand in Hand gehen!"