Der eine verzichte auf Lebensmittel, der andere aufs Fernsehen, der nächste auf Alkohol. Verzichten habe immer einen negativen Touch. Aber schon Sigmund Freud habe gesagt, wer nicht verzichten könne, der könne auch nie ein starkes Ich entwickeln.
Verzichten gehört nach Worten des Benediktiners zur inneren Freiheit: "Wenn ich jedes Bedürfnis sofort erfüllen muss, bin ich abhängig, dann lebe ich nicht selber, sondern werde gelebt." Die Fastenzeit könnte eine Reinigung und Verwandlung der Gesellschaft sein. "Wenn ich faste, dann bin ich viel achtsamer, dann kann ich die Luft besser spüren, wenn ich spazieren gehe, die Sonne, den Wind. Dann ist man einfach viel mehr in den Sinnen und sensibler." Konkret empfiehlt der Ordensmann, sich eine Woche vorzunehmen, in der man nicht über andere rede, auch nicht in Gedanken. "Das tut gut."
Der eigenen Wahrheit begegnen
Der Benediktiner gibt ab Aschermittwoch immer einen Fastenkurs, in dem auch er eine Woche lang nur Wasser und Saft trinkt, wie er erzählte. "Ich freue mich nicht direkt aufs Fasten selbst, aber wenn ich merke, dass ich drin bin, dann spüre ich, es tut mir gut." Zu wissen, dass es jedes Jahr 40 Tage gebe, in denen man sich wieder in Ordnung bringe und auf manches verzichte, "darauf freue ich mich dann schon". Im Fasten begegne der Mensch der eigenen Wahrheit. Zustopfen sei meist eine Flucht davor. "Wenn man sich ärgert, stopft man sich zu, aber wenn man fastet, dann spürt man seine ganzen Emotionen. Ziel ist es, diese Emotionen zu reinigen", so Grün.

Schon der heilige Benedikt habe gesagt, dass man die Fastenzeit nicht grimmig, sondern in der Freude auf das Osterfest leben solle. Auch Jesus habe deutlich gemacht, "wenn du fastest, dann wasche deinen Körper und zeige nicht nach außen, dass du dir weh tust." Fasten benötige eine innere Haltung. "Wenn ich mich mit Fasten bestrafe, weil ich zu viel gegessen habe, dann hat es keine gute Wirkung."