Adelsexperte über die Rede von Prinz Charles im Bundestag

"Für eine bessere Zukunft streiten"

Anlässlich des Volkstrauertags hielt der britische Thronfolger Prinz Charles eine Rede im Bundestag. Die Verbundenheit zwischen Deutschland und Großbritannien stand im Zentrum - aber auch die Frage, wie es nach dem Brexit weitergeht.

Rote Blumen spielen beim britischen Totengedenken eine große Rolle / © Axel Schmidt/Reuters/Pool (dpa)
Rote Blumen spielen beim britischen Totengedenken eine große Rolle / © Axel Schmidt/Reuters/Pool ( dpa )

DOMRADIO.DE: Prinz Charles hat im Bundestag eine Gedenkrede zum heutigen Volkstrauertag gehalten. Was hat er denn gesagt?

Helmut Pathe (Adelsexperte): Zuerst einmal ist zu bemerken, dass er die Rede auf Deutsch begonnen hat. Er spricht sehr gut Deutsch und hat dann immer wieder ins Englische gewechselt und wieder zurück ins Deutsche. Am Anfang hat er sich erst einmal ganz deutlich dafür bedankt, dass er eingeladen wurde und zum anderen festgestellt, dass zwischen Großbritannien und Deutschland starke Bande bestehen. Das hat er dann im Laufe seiner Rede immer wieder auch mit Beispielen untermalt. Zum Beispiel, dass die erste Fremdsprache, in die Shakespeares Werke übersetzt worden sind, Deutsch war. Und darauf aufbauend hat er immer wieder festgestellt, dass zwar Kriege die Vergangenheit überschattet hätten, dass aber die Saat der Versöhnung 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges aufgegangen sein. Deutschland und Großbritannien seien in fast allen Bereichen inzwischen Partner.

Natürlich hat er auch den Brexit angesprochen. Sicherlich würde sich das eine oder andere verändern. Wir würden uns aber weiterhin in Freundschaft, Partnerschaft und als Verbündete gegenüberstehen und diese Dinge festigen. Für eine bessere Zukunft zu streiten war der Tenor seiner Ansprache. Wobei man natürlich wissen muss, dass solche Auslandsreisen von Mitgliedern der königlichen Familie auch immer vom Außenministerium in London mitbestimmt werden. Die hatten also durchaus ein Interesse daran, dass Charles diese Dinge betont, also die Freundschaft zu Deutschland und Verbundenheit auch in der Zukunft.

DOMRADIO.DE: Nun wird ja auch in Großbritannien im November der Toten der Weltkriege gedacht. Gibt es denn da Unterschiede zwischen den Feierlichkeiten in England und hier bei uns?

Pathe: Ich finde da ganz deutliche Unterschiede. Natürlich ist in Großbritannien aufgrund der Tradition eine solche Feier am Kenotaph in Whitehall auch immer eine mehr militärische Angelegenheit, aber es ist auch immer ein kleiner Gottesdienst dabei. Und so sprach auch in diesem Jahr wieder eine Vertreterin der anglikanischen Kirche Gebete. Es wurden Kirchenlieder gesungen und die Angehörigen der Kirche sind aktiver Teil und nicht, wie bei uns bei solchen Zeremonien, nur Zuschauer.

DOMRADIO.DE: Wenn man die Bilder aus dem Bundestag gesehen hat, dann sah man am Anzug des Prinzen und auch am Kostüm seiner Frau kleine, rote Blüten. Was hat es damit auf sich?

Pathe: Das ist vor allen Dingen in Großbritannien ein Symbol. Denn auf den Soldatengräbern des Ersten Weltkrieges waren diese roten Mohnblüten die ersten, die aufgegangen sind. Und da leuchtete es dann über diesen Soldatenfriedhöfen rot. Jeder in Großbritannien trägt in diesen Wochen eine solche rote Mohnblume, egal ob aus Plastik oder in natura am Revers. Das, finde ich, ist ein sehr schönes Symbol, dass man auch im Alltag dieser Dinge gedenkt.

DOMRADIO.DE: Wer jetzt von dem Royalen angetan ist, der kann ab heute auf Netflix die vierte Staffel der Serie "The Crown" ansehen. Machen Sie das auch?

Pathe: Unbedingt. Das ist bei mir für die tea-time vorgesehen und ich finde es toll, dass die Serie jetzt weitergeht. Die ersten drei Staffeln habe ich natürlich gesehen. Und ich bin mal gespannt, wie es jetzt läuft.

DOMRADIO.DE: Warum sind Sie denn so begeistert?

Pathe: Ich finde, die Serie ist unterhaltsamer als fast jeder Tatort und sie schreibt auch immer ein bisschen Geschichte. Denn jetzt, gerade in der vierten Staffel, wird die Zeit so in den achtziger Jahren beobachtet, als zwei Frauen England bestimmten. Die eine war Margaret Thatcher als Premierministerin. Und die andere war Diana, die nachmalige Prinzessin von Wales. Da wird es natürlich sehr spannend. Eine Vorabkritik hat geschrieben: "Für diese Damen wurden dann schon die Messer gewetzt." Und das ist sicherlich ein bisschen übertrieben. Aber das Ende von Margaret Thatcher als Premierministerin war ja auch für sie nicht ganz so toll.

DOMRADIO.DE: Immer, wenn in diesen Tagen über Queen Elizabeth berichtet wird, wird bei uns ja auch die Frage nach ihrer Abdankung laut. Nächstes Jahr wird sie 95 Jahre alt. Dafür wirkt sie aber noch sehr fit. Was meinen Sie denn? Wann dankt die Queen ab?

Pathe: Überhaupt nicht. Das ist in ihrem Lebensentwurf nicht vorgesehen. Und ein kleines Symbol dafür, dass das überhaupt nicht geplant ist, ist das, was geplant ist: Denn die zuständigen Stellen richten sich schon auf das Jahr 2022 ein, wo es dann 70 Jahre Elisabeth auf dem Thron zu feiern gilt. Dort sollen wieder wie vor 10 Jahren Feierlichkeiten durchs ganze Land laufen. Die Bürger kriegen einen freien Tag. Also abdanken tut diese Queen nicht.

Das Inerview führte Moritz Dege.


Quelle:
DR