Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. bezeichnete die Entscheidung der rund 80 griechischen Diözesanbischöfe als "historisch", wie das orthodoxe Nachrichtenportal "romfea.gr" (Sonntagabend) berichtete. Alle sollten heute "besonders glücklich" über den Beschluss sein.
Griechische Bischöfe ebneten Anerkennung
Wie Bartholomaios I. bedankte sich auch das ukrainische Kirchenoberhaupt Epiphanius bei der Kirche Griechenlands. Der Beginn der vollen eucharistischen Gemeinschaft und offizieller Beziehungen zwischen den Kirchen Griechenlands und der Ukraine sei eine neue Seite, "die für immer mit unserer Geschichte und unseren Herzen verbunden ist", sagte Epiphanius laut ukrainischen Nachrichtenagenturen.
Die griechischen Bischöfe hatten am Samstag den Weg für die Anerkennung der im Dezember gegründeten ukrainischen Kirche gemacht. Sie unterstützten den entsprechenden Vorstoß des Athener Erzbischofs Hieronymos. Die formale Anerkennung steht allerdings weiter aus.
Sanktionen durch die Russische Kirche
Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche will nach Angaben eines Sprechers des Moskauer Patriarchats bei seiner nächsten Sitzung die Entscheidung der griechischen Kirche und die Auswirkungen auf die orthodoxe Welt bewerten.
Die russische Kirche hatte 2018 die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats für die Gründung der eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche in der Ukraine scharf verurteilt und Sanktionen gegen Konstantinopel verhängt. Sie brach die Kirchengemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat ab und verbot ihren Mitgliedern somit, in Kirchen des Ökumenischen Patriarchats zur Kommunion zu gehen oder zu beichten.
Weitere Spaltung der orthodoxen Kirchen droht
Der Streit um die Ukraine droht die Orthodoxie weiter zu spalten. Beobachter schließen nicht aus, dass das Moskauer Patriarchat nun auch seine kirchliche Gemeinschaft mit Griechenland abbricht. So könnten andere orthodoxe Landeskirchen davon abgehalten werden, ebenfalls die orthodoxe Kirche der Ukraine anzuerkennen, heißt es.
Die russisch-orthodoxe Kirche sieht im südlichen Nachbarland die ihr unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Die mit dieser konkurrierende, neue eigenständige Kirche der Ukraine brandmarkt sie als "schismatisch".