Kirchengemeinde will Bewegungsmelder gegen Missbrauch

Für mehr Transparenz

Im Zuge der Missbrauchsprävention hat eine Gemeinde im Bistum Hildesheim unter anderem Glastüren in die Sakristei einbauen lassen. Hintergrund war die Frage, was verändert werden müsse, damit sich Kinder in den Räumen wohlfühlen.

Liturgische Gewänder in einer Sakristei / © ChiccoDodiFC (shutterstock)
Liturgische Gewänder in einer Sakristei / © ChiccoDodiFC ( shutterstock )

"Schnell war klar, dass wir an einigen Stellen etwas verändern müssen, damit es keine dunklen Ecken mehr gibt", sagte der Pfarrer des Pastoralbereichs Hannover-Mitte-Süd, Wolfgang Semmet, der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). Er habe deshalb entschieden, dass die Türen transparent und jederzeit einsehbar sein müssten.

Darüber hinaus seien in den Gemeindehäusern auf den Fluren Bewegungsmelder installiert worden, damit das Licht angehe, wenn sich jemand dort befinde. "Ob verglaste Türen oder beleuchtete Flure - für mich steht das für Transparenz. Es gibt keine dunklen Ecken. Ich möchte keine uneinsehbaren Räume haben", so Semmet. Das alles seien Präventionsmaßnahmen, betonte er. Übergriffe in der Gemeinde habe es seines Wissens in der Vergangenheit nicht gegeben.

"Nicht hinter verschlossenen Türen tagen"

Solche Konzepte stellten auch für Priester einen großen Schutz dar, betonte der Pfarrer. "Es hilft uns Priestern immens, wenn Räume durch Glaselemente offen einsehbar sind, oder wenn zum Beispiel die Beichtzimmer eine Glasfassade haben (...) Wenn also die Erstkommunionkinder zur Erstbeichte kommen, ist der Raum zwar schalldicht abgeschlossen, aber von außen einsehbar.

Wir müssen deutlich machen, dass uns der Schutz von Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen in kirchlichen Einrichtungen wichtig ist."

Durch die Missbrauchsfälle stehe die katholische Kirche vor einer "riesigen Herausforderung", so Semmet. "Die Rolle des Pfarrers hat sich verändert. Die Rolle der Kirche muss sich ändern. Ich glaube, dass es heutzutage keine Institution mehr geben kann, die hinter verschlossenen Türen tagt. Wir in der katholischen Kirche werden nur dann Vertrauen wieder zurückgewinnen können, wenn wir Transparenz leben und diese auch in unseren Entscheidungen deutlich machen." 

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.

Quelle:
KNA