Hier geht es zu den schönsten Bildern vom Adventmitspielkonzert 2019.
Stolz hält Benjamin das Autogramm von den "Höhnern" in die Höhe. Er will eine Erinnerung an diesen einzigartigen Nachmittag im Kölner Dom mit nach Hause nehmen. "Das Flair hier ist einfach ganz besonders", schwärmt der Elfjährige und verstaut in einem handlichen Instrumentenkoffer sein Alt-Saxophon.
Gemeinsam mit seinen Eltern, Ute und Paul Platzbecker, sowie den Brüdern Jakob und Jonathan – der eine hat sich mit seiner Geige in der Gruppe der Streicher registriert, der andere bei den Sängern – ist er eigens aus Essen an diesem Nachmittag des zweiten Advents nach Köln angereist, um wiederholt an dem traditionellen Adventmitspielkonzert mit der Kölner Kultband teilzunehmen. Der junge Musikant freut sich, dass er diesmal einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe ergattern und gemeinsam mit seiner Mutter, die Sopran-Saxophon spielt, das diesjährige Pensum der zehn populären Adventslieder mühelos bewältigen konnte.
"Außergewöhnliche Atmosphäre"
Immerhin hat er erst seit zwei Jahren Unterricht an diesem Blechblasinstrument, sich aber bereits Wochen vorher auf diesen Auftritt mit den "Höhnern" gut vorbereitet und die Noten dafür frühzeitig im Internet heruntergeladen. Und nun schätzt er sich glücklich, in unmittelbaren Blickkontakt zu den Berufsmusikern, die er eigentlich sonst nur aus dem Karneval kennt, musiziert zu haben. Denn soeben ist das Konzert mit "Feliz Navidad", dem beliebten Weihnachtsklassiker, beim dem auch der Kinderchor "Lucky Kids" unter der Leitung von Michael Kokott noch einmal mächtig aufgedreht hat, und einem Segensgebet, das Seelsorgeamtsleiterin Petra Dierkes gesprochen hat, pünktlich zu Ende gegangen.
Und die Familie packt alle ihre Notenhefte sorgfältig wieder ein. "Denn dieses Konzert wird uns noch durch den ganzen Advent bis einschließlich Weihnachten begleiten. Dann spielen wir unterm Tannenbaum dieselben Stücke", erklärt Ute Platzbecker. Es sei eh schon toll, überhaupt im Advent im Kölner Dom zu sein, aber erst recht habe es ihr diese außergewöhnliche Atmosphäre mit dieser großen musizierenden Gemeinschaft angetan. Davon werde sie noch eine ganze Weile zehren.
„Texte und Lieder sorgen für Gänsehaut“
Runa ist eine von zwei Harfenistinnen und von Anfang an bei diesem Mitspielkonzert – folglich in diesem Jahr zum zehnten Mal – mit dabei gewesen. Als Vierjährige hat sie zunächst ihre C-Flöte mitgebracht, und nun darf sie zu dem Lied "Peace, Friede, Schalom, Salam" sogar ein kleines Solo spielen. Janus Fröhlich, der ehemalige Schlagzeuger der "Höhner", bei dem – wie in jedem Jahr – die musikalische Leitung dieses Konzertes liegt und der alle Stimmen – auch die von Tuba, Trompete und Posaune in den hinteren Bänken – im Blick hat, will sie für so viel Treue eigens auszeichnen.
Direkt an die Saiten ihrer Harfe hält er daher sein Mikrophon, damit die zarten Klänge, die für einen besonders berührenden Moment sorgen, auch noch in den letzten Reihen des Domes zu hören sind. "Für uns ist das ein total schönes Familienevent im Advent“" kommentiert ihre Mutter, Regine Rösener aus Bergisch Gladbach, später diese Ehre. "Den Termin halten wir uns extra immer schon frei. Außerdem mögen wir die 'Höhner'. Bei dieser Veranstaltung passt für uns einfach alles zusammen."
Ähnlich ergeht es Michaela und Andreas Winters. Sie sind zu diesem Konzertereignis mit einer größeren Gruppe an Freunden eigens aus dem Westerwald gekommen. "Wir lieben einfach dieses ganze Ambiente. Die Texte und Lieder sorgen für Gänsehaut." Darin sind sich alle einig. Und man könne einmal wunderbar abschalten, bevor es dann weiter auf den Weihnachtsmarkt gehe.
720 Holzbläser bilden die stärkste Teilnehmergruppe
Auch das Fazit von Silke Tebartz, die über Facebook auf diese Möglichkeit des gemeinsamen Musizierens im Advent aufmerksam geworden ist, klingt begeistert: "Es hat super Spaß gemacht." Eigentlich habe sie zunächst Sorge gehabt, dass ihre Geige in diesem riesigen Orchester untergehe, aber zum Glück habe sie sie trotz der Keyboards und E-Gitarren in unmittelbarer Nachbarschaft gut hören können. Da die 43-jährige Polizistin im Rollstuhl sitzt, hat sie einen Platz in der ersten Reihe des nördlichen Querhauses zugewiesen bekommen und spielt nicht in der großen Gruppe der 110 Streicher, die nur von den 184 Blechbläsern und den insgesamt 720 Holzbläsern getoppt wird.
"Klar, muss man mit einem solchen Instrument ein bisschen Gas geben, aber die Akustik hat gestimmt", zieht sie lachend Bilanz. Da sie auch Querflöte und Klavier spielt, habe sie zunächst gezögert, womit sie sich anmelden solle. "Aber die Geige ist momentan mein Lieblingsinstrument, und außerdem gab es in dieser Gruppe noch länger freie Plätze", argumentiert sie und versichert strahlend: Sie sei im nächsten Jahr auf jedem Fall wieder mit dabei.
Adventslieder mit einem Hauch von Pop und Reggae
Auch nach zehn Jahren kann diese Initiative des Erzbistums, die mit etwa 1.500 Instrumentalisten aus allen Teilen des Erzbistums, aber auch weit darüber hinaus einen ganz eigenen Charme hat, wenn es darum geht, sich auf Weihnachten einzustimmen, noch als grandioser Erfolg gelten. Und eher wird die Nachfrage von Jahr zu Jahr noch größer. Es ist die besondere Mischung aus Alt und Jung, heiterer Unterhaltung und feierlicher Andacht, spirituellen Texten und rhythmischer Bewegung, aus besinnlichen Momenten und viel Freude an Musik, für die in jedem Jahr neu dieses in seiner Art einmalige Konzert im Kölner Dom steht.
Schließlich verwandelt es Kölns Wahrzeichen anderthalb Stunden lang – einschließlich des Vorlaufs, den Janus Fröhlich fürs Üben und die notwendigen Absprachen, welche Stimmgruppe zum Beispiel jeweils für das Vorspiel verantwortlich ist, veranschlagt – in einen einzigen großen Resonanzraum für altvertraute Adventslieder mit einem Hauch von Pop, Swing und Reggae. "Ihr dürft Euch ruhig auch mal selbst applaudieren", lobt Janus Fröhlich zwischendurch alle Mitwirkenden und ruft immer wieder ein "Super, das war alles schon sehr gut" in die Menge.
"Von Musik geht eine verbindende Kraft aus"
Von einem "unbeschreiblichen Bild", das sich ihm biete, spricht Dompropst Gerd Bachner, als er als Hausherr die vielen Menschen mit ihren Musikinstrumenten in der Kathedrale begrüßt und den Verantwortlichen im Erzbistum zum zehnten Geburtstag dieser Veranstaltung herzlich gratuliert. Ausdrücklich dankt er allen, die auch hinter den Kulissen an deren reibungslosen Durchführung arbeiteten – allen voran den 60 freiwilligen Helfern, die für die Kontrollen am Eingang, die Platzanweisung und die Notenverteilung zuständig sind. Von Musik gehe eine verbindende Kraft aus; sie kenne keine Grenzen und auch keine Fremden, betont Bachner. "Das ist das, was wir in unserer Zeit am meisten brauchen." Daher gehe von einem solchen Ereignis ein wichtiges Zeichen in einer doch friedlosen Welt aus.
Auch für die Initiatorin, Ideengeberin und Koordinatorin des "Höhner"-Mitspielkonzertes, Petra Dierkes, spielt die Botschaft dieser Veranstaltung eine entscheidende Rolle. "Wenn wir Advent miteinander feiern, sind wir auch mit denen im Herzen verbunden, die heute nicht hier sein können", wendet sie sich an die vielen Zuhörer und Zuschauer, die per Livestream über DOMRADIO.DE, EWTN und Bibel.tv zugeschaltet sind. Mit einem nachdenklich stimmenden Text von Hanns Dieter Hüsch, aber auch dem vorgetragenen Magnificat, einem Friedensgebet und einem Segenswort zum Schluss soll dieses alljährliche Musikereignis im Dom vor allem auch eine geistliche Dimension haben. So argumentiert die Theologin: "Für mich ist das, was wir hier gemeinsam tun, auch Gottesdienst."