Jahrelang konnte der Eingang nur bei Spezialführungen besichtigt werden. Nun gibt eine Glastür den Blick in die schützende Portalvorbau-Halle mit gotischer Steinwerkskunst frei, wie Dompfarrer Toni Faber der Zeitung "Kurier" erläuterte.
Warum der Zugang auch als "Singertor" bekannt ist, erklärte Faber mit der ehemals im Süden des Doms befindlichen Kantorei und Sängerschule. Daher sollen auch die Komponisten-Brüder Joseph (1732-1809) und Michael Haydn (1737-1806) dort ein und aus gegangen sein.
Sein Damaskuserlebnis
Hauptthema des Singertors ist die Lebensgeschichte des jüdischen Gelehrten Saulus, dem späteren Apostel Paulus, so Faber. "Als religiöser Eiferer gegen Neuinterpretationen des jüdischen Glaubens macht er auf dem Weg nach Damaskus eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung, die ihn sprichwörtlich vom hohen Ross der Eingebildetheit und Besserwisserei herunterholt und zu einem ganz neu fragenden und suchenden Paulus macht."
Das Singertor geht auf Herzog Rudolf IV., "den Stifter", zurück, der in seiner Regierungszeit 1358 bis 1365 sowohl den Grundstein für die Gründung der Wiener Universität gelegt als auch die gotische Erweiterung der Stephanskirche auf den Weg brachte. Um 1440, zur Zeit Kaiser Friedrichs III., wurde das Portal mit einer Vorhalle versehen, die auch dem Schutz des reichen Figurenprogrammes dienen sollte. Das Stifterpaar Katharina und Rudolf IV. sind auch im Torbogen abgebildet.